Trigeminusneuralgie
Anfallartig, meist einseitig auftretende Schmerzen im Versorgungsgebiet des N. trigeminus, evtl. mit Kontraktionen der mimischen Muskulatur (Tic douloureux), Rötung des Gesichts, Tränen- und Schweißsekretion.
Formen:
Idiopathische oder essentielle Trigeminusneuralgie
– Auftreten meist nach dem 50. Lj., überwiegend bei Frauen
– betroffen sind v.a. der N. maxillaris und N. mandibularis (2. und 3. Ast des N. trigeminus)
Symptome
– Blitzartig einschießende sekundenlange Schmerzattacken
– Auslösung durch verschiedene Reize (Kälte, Sprechen, Niesen, Berührung bestimmter Hautareale, sog. Triggerzonen)
– schmerzfreie Intervalle zwischen den Anfällen
– Druckschmerzhaftigkeit der Nervenaustrittspunkte
Symptomatische Trigeminusneuralgie
– Auftreten meist vor dem 40. Lj. bei Erkrankungen der Augen (z.B. Glaukom) oder Zähne, Sinusitis, Kollagenosen, Stoffwechselkrankheiten, Intoxikationen, bei mechanischer Schädigung des Nerven durch Fraktur, Kompression, Hirntumoren u.a.
Symptome
– Schmerzanfälle u.U. beidseitig u.v.a. auch im Bereich des N. ophthalmicus
– meist Dauerschmerz nach deren Abklingen
– evtl. Sensibilitätsstörungen und neurologische Ausfälle
– Vom Schmerzcharakter her mehr ein chronischer, ziehender Schmerz, im Gegensatz zur echten Trigeminusneuralgie, bei der der Schmerz plötzlich einschießend, reissend und brennend ist
– Depression und reaktive Suizidgefahr
– Neurologischer Befund bei sog. idiopathischer Form unauffällig (Cave: symptomatische Trigeminusneuralgie bei MS oder Raumforderung in der hinteren Schädelgrube, Myarthropathie)
– gelegentlich Hyperpathie im Schmerzanfall mit Hautrötung, Speichelsekretion
– neurophysiologische Untersuchungen
– Zahnstatus
– Liquordiagnostik
– Bildgebende Diagnostik
sog. Atypischer Gesichtsschmerz (alte Bezeichnung)
Glossopharyngeus-Neuralgie
dentogene Schmerzen, Speichelsteine
Myarthropathie
akute Sinusitis, Abszess
Migräne
Cluster-Kopfschmerz
Hemikranie, paroxysmale
Postherpetische Neuralgie
Medikamentöse Therapie
– Carbamazepin: initial 3x 200 mg/die (rasche Aufsättigung nur stationär bis max. 6x 200 mg per os oder toxischer Plasmakonzentration
– Oxcarbazepin bis 1800 mg/d (weniger NW)
– Gabapentin bis 2400 mg/d
– Phenytoin bis 300 mg
– Antidepressiva
Physiotherapie
– Ergänzend zur medikamentösen Behandlung - vor Erwägung operativer Maßnahmen – Versuch einer Galvano- (Gesichtsmaske nach Bergonie täglich) oder Mittelfrequenztherapie
– bei neuralgiformem Dauerschmerz TENS = transkutane elektrische Nerven-Stimulation mit stochastischen Reizströmen (Langzeitapplikation, vom Patienten tragbare Elektrotherapiegeräte)
Operative Therapie
– Behandlung der Grunderkrankung
– mikrovaskuläre Dekompression nach Gardner/Janetta (bei jüngeren Patienten)
– Thermokoagulation nach Sweet (bei älteren und schwerstkranken Patienten)