Schmerzbilder nach Alphabet

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Glossopharyngeus-Neuralgie

Definition

Die Schmerzen gehen vom 9. Hirnnerven, dem Nervus glossopharyngeus aus. Dieser Nerv ist hauptsächlich verantwortlich für die sensible Versorgung des hinteren Rachens und für die Geschmacksempfindung des hinteren Drittels der Zunge.

– Anfallsartige sehr starke Schmerzen bis 2 Sekunden andauernd im Bereich des Rachens, der Zunge und des Zungengrundes und des äusseren Gehorgangs.
– Der Schmerz kann unvermittelt spontan auftreten aber auch durch Schluckbewegung, Sprechen, Husten oder Berührung der Zunge bzw. Rachen ausgelöst werden.
– Es kann zu vegetativen Reizerscheinungen mit Bradycardie, Blutdruckabfall, oder auch vorübergehende Asystolien mit Synkopen kommen.
– Die Anamnese führt hier zur Diagnose.
– Sie ist einfach, wenn durch Spateldruck in der Tonsillenregion eine typische Schmerzattacke ausgelöst werden kann.
– Wie bei der Trigeminus-Neuralgie kommen auch schmerzfreie Intervalle vor.
Diagnostische Kriterien:

1. Paroxysmale Schmerzattacken im Bereich des Gesichtes von Bruchteilen einer Sekunde bis zu 2 Minuten Dauer, die die Kriterien B und C erfüllen
2. Der Schmerz weist alle folgenden Charakteristika auf:
• unilateral
• Lokalisation im hinteren Bereich der Zunge, in der Tonsillennische, im Pharynx oder unterhalb des Kieferwinkels und/oder im Ohr
• scharf, stechend und stark Auslösung durch Schlucken, Kauen, Sprechen, Husten und/oder Gähnen
3. Die Attacken folgen beim einzelnen Patienten einem stereotypen Muster
4. Klinisch ist kein neurologisches Defizit nachweisbar
5. Nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen

Bildgebende Diagnostik
– MRT zum Nachweis einer neurovaskulären Kompression an der Wurzeleintrittszone des N. glossopharyngeus

Zusatzdiagnostik:
• Blockierung der Triggerzone durch Oberflächenanästhesie (z. B. Xylocain®-Pumpspray) des Mund-/Rachenraumes
• HNO-ärztliche Konsiliaruntersuchung

– Andere Kopf- und Gesichtsneuralgien:
N. intermedius-Neuralgie: Schmerz im äußeren Gehörgang, präaurikulär, im Mastoid, evtl. begleitende Störungen von Geschmack, Tränen-, Speichelsekretion; evtl. Zosterbläschen im Gehörgang
– Cluster-Kopfschmerz
– Arteriitis temporalis
– Zahnerkrankungen
– Erkrankungen im Nasopharyngealraum

www.neuro24.de

www.medlink.at

mart.no-ip.org

www.dgn.org

Regionalblockaden & Infiltrationstherapie: Lehrbuch und Atlas von Danilo Jankovic

Die medikamentöse Therapie entspricht im Wesentlichen derjenigen der Trigeminusneuralgie

– Mittel der Wahl Antikonvulsiva (Gabapentin, Carbamazepin, Oxcarbazepin)
Weitere Medikationen 2. Wahl: Pregabalin, Phenytoin, Baclofen, Lamotrigin, Valproinsäure, Topiramat usw.

- Infiltration, Blockade / Infiltrationsanästhesie:

Blockade des Ganglion stellatum.
Blockade des N. Glossopharyngeus: extraoraler Zugang (laterale zervikale Technik

- Operation:
Operative Dekompression, Operation nach Janetta (A. vertebralis A. cerebelli posterior inferior)

Dr. W. Amberger,
Neurologische Abteilung, Klinikum Klagenfurt

Dr. Y. Al-Qassab
ZISOP, Klinikum Klagenfurt