Koxalgie
Synonyme
Definition
Schmerzen im Bereich des Hüftgelenks und dessen Weichteilmantels bezeichnet man als Koxalgie. Diese Region umfasst die gesamte seitliche Körperpartie und erstreckt sich vom Beckenkamm bis in den Oberschenkel und von der Leiste bis hin zur Glutealfalte.
Schmerzen im Bereich der Hüften können aber auch auf Grund knöcherner Verletzungen (Fraktur, Tumor), Entzündungen im Gelenk (rheumatischer Formenkreis) oder durch Muskelüberbeanspruchung (Insertionstendinopathie) entstehen.
Nicht zu vergessen ist auch ein radikuläres/pseudoradikuläres Geschehen, bei Störungen im Bereich des thorakolumbalen Übergangs der Wirbelsäule, das in die Leistenregion einstrahlen kann.
Die genaue Ursache der Koxalgie kann nur durch eine ausführliche Anamnese, durch eine gründliche klinische Untersuchung und durch den gezielten Einsatz bildgebender und/oder labordiagnostischer Verfahren gestellt werden.
Die Lenden-Becken-Hüftregion ist in ihrer Gesamtheit im Stehen, in Rücken-, Seiten- und Bauchlage zu untersuchen.
Bildgebende Diagnostik
Mit Hilfe einfacher Beckenübersichts- und LWS-Aufnahmen können Stellungsanomalien, Dysplasien, entzündliche, degenerative, traumatische und tumoröse Prozesse im Bereich der LWS, der Hüftgelenke und des knöchernen Beckens erkannt werden.
LBH-Aufnahmen im Stehen mit Raster dienen zur Abklärung einer möglichen Beinlängendifferenz.
Zur weitern Abklärung können Spezialaufnahmen der Hüft- und IS-Gelenke angefertigt werden.
Bei Verdacht auf eine Hüftkopfnekrose oder einer Labrum-Läsion ist eine Magnetresonanztomographie indiziert. Die Computertomographie wird eher nur bei Kontraindikationen gegen die MRT oder zur Darstellung der genauen knöchernen Strukturen verwendet.
Die Szintigraphie der Hüftregion dient dem Ausschluss eines entzündlichen oder tumorösen Geschehens.
Labordiagnostik
Untersuchungen von Blut und Gelenkspunktat sind bei Fragestellungen hinsichtlich entzündlichem (u.U. rheumatischen) und tumorösen Geschehen indiziert.
Bei ausgeprägter Koxarthrose ist der chirurgische Hüftgelenksersatz die Therapie der Wahl.
Einen großen Stellenwert in der Behandlung der Koxalgie nehmen aber auch schmerztherapeutische Behandlungen ein, da bei Koxarthrose-Patienten durch die konservative Schmerztherapie der Zeitpunkt bis zur Operation häufig, zum Teil beträchtlich, hinausgezögert werden kann und auch die Koxalgie trotz Hüftgelenksersatz andauern kann.
In diesen Fällen sind sind allgemeine schmerztherapeutische Behandlungsmethoden gefragt, die oft bei verschiedenen Grundkrankheiten die gleichen sind, da sie sich nach dem Schmerz und seiner Ausdehnung und nicht mehr vorrangig nach seiner Ursache richten. Es empfiehlt sich eine Kombination aus Reflextherapie, medikamentöser und physikalischer Behandlungen.
Die medikamentöse Therapie der Koxalgie richtet sich nach dem WHO-Stufenschema. Als Basistherapeutika werden nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) eingesetzt.
Bei stärkeren schmerzhaften Muskelverspannungen können darüber hinaus auch Muskelrelaxanzien verordnet werden.
Die Kombination mit schmerzdistanzierenden Antidepressiva hilft in vielen Fällen Schmerzmittel einzusparen.
Mit Hilfe der therapeutischen Lokalanästhesie (TLA) ist weiters möglich Schmerzrezeptoren gezielt am Ort des Schmerzgeschehens (Hüftgelenk, Muskeltriggerpunkte, Bandansätze) auszuschalten. Bei einer Koxalgie im Rahmen einer Koxarthrose sind Serien von Hyaluronsäure-Injektionen auch von schmerztherapeutischer Wirkung.
Die Akupunktur kann als adjuvate Schmerztherapie verwendet werden.
Als Physikalische Behandlungen empfehlen sich schmerzlindernde niederfrequente Stromverfahren (z.B. TENS) oder die oberflächliche Wärme/Kältetherapie im Schmerzbereich.
Nahezu unverzichtbar ist aber bei Koxalgie die heilgymnastische Therapie, da meist nur diese geeignet ist, Gelenkfunktionen zu fördern bzw. zu erhalten.
Neben den Behandlungen muss dem Koxalgie-Patienten ergotherapeutische Hilfestellungen im Alltag angeboten und bei Bedarf eine Hilfsmittelversorgung (Pufferabsätze, Gehstock, Unterarmstützkrücken) verordnet werden.
Dr. M. Pallamar
Abteilung für orthopädische Schmerztherapie
Orthopädisches Spital Speising