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Hüftgelenksschmerz

Synonym von

Es gibt kein einheitliches klinisches Bilder der Koxalgie. Das Spektrum reicht von lokalen Schmerzen in der Leisten- und/oder Trochanterregion ohne wesentliche Bewegungseinschränkung im Hüftgelenk, bis hin zu der, in einer schmerzbedingten Schonhaltung fixierten Hüfte.


Definition

Schmerzen im Bereich des Hüftgelenks und dessen Weichteilmantels bezeichnet man als Koxalgie. Diese Region umfasst die gesamte seitliche Körperpartie und erstreckt sich vom Beckenkamm bis in den Oberschenkel und von der Leiste bis hin zur Glutealfalte.
Die häufigste Ursache für eine Koxalgie ist die Hüftgelenksarthrose, auf Basis degenerativer Veränderungen mit zunehmendem Lebensalter. Die Ausbildung einer Koxarthrose kann durch mehrere Faktoren begünstigt werden. Hier wären angeborene Fehlstellungen (Hüftdysplasie, Schenkelhals), traumatische oder entzündliche Vorschäden, Stoffwechselerkrankungen, permanente Fehlbelastungen (X- oder O-Beine) und Überbelastungen der Hüftgelenke (Übergewicht, Beinlängendifferenz) zu nennen.
Schmerzen im Bereich der Hüften können aber auch auf Grund knöcherner Verletzungen (Fraktur, Tumor), Entzündungen im Gelenk (rheumatischer Formenkreis) oder durch Muskelüberbeanspruchung (Insertionstendinopathie) entstehen.
Nicht zu vergessen ist auch ein radikuläres/pseudoradikuläres Geschehen, bei Störungen im Bereich des thorakolumbalen Übergangs der Wirbelsäule, das in die Leistenregion einstrahlen kann.

Die genaue Ursache der Koxalgie kann nur durch eine ausführliche Anamnese, durch eine gründliche klinische Untersuchung und durch den gezielten Einsatz bildgebender und/oder labordiagnostischer Verfahren gestellt werden.

  • genaue Schmerzlokalisation
  • Beginn und Dauer des Schmerzbildes
  • mögliche Schmerzauslöser
  • Schmerzprofil über den Tag/Nacht
  • Bisherige Therapie und eventuelle Behandlungserfolge
  • Klinische Untersuchung

    Die Lenden-Becken-Hüftregion ist in ihrer Gesamtheit im Stehen, in Rücken-, Seiten- und Bauchlage zu untersuchen.

  • Oberflächenprofil der Lenden-Becken-Hüft-Region
  • Lasegue-Zeichen
  • aktive und passive Beweglichkeitsprüfung des Hüftgelenks, v.a. in Hinblick auf die (Außen)Rotationsfähigkeit, Patrick-Zeichen
  • Untersuchungen auf Muskelverkürzungen oder -abschwächungen
  • Schmerzprovokationstest
  • Aufsuchung typischer Triggerpunkte der LBH-Region (Muskulatur, Bänder)
  • Manuelle Untersuchung der IS-Gelenke, ev. eine Probetraktion der Hüfte
  • segmentale Untersuchung der LWS und des thorakolumbalen Übergangs
  • Neurologische Untersuchung der gesamten unteren Extremität
  • Beinlängen- und Stellungsuntersuchungen der Beckenknochen


    Bildgebende Diagnostik

    Mit Hilfe einfacher Beckenübersichts- und LWS-Aufnahmen können Stellungsanomalien, Dysplasien, entzündliche, degenerative, traumatische und tumoröse Prozesse im Bereich der LWS, der Hüftgelenke und des knöchernen Beckens erkannt werden.
    LBH-Aufnahmen im Stehen mit Raster dienen zur Abklärung einer möglichen Beinlängendifferenz.
    Zur weitern Abklärung können Spezialaufnahmen der Hüft- und IS-Gelenke angefertigt werden.
    Bei Verdacht auf eine Hüftkopfnekrose oder einer Labrum-Läsion ist eine Magnetresonanztomographie indiziert. Die Computertomographie wird eher nur bei Kontraindikationen gegen die MRT oder zur Darstellung der genauen knöchernen Strukturen verwendet.
    Die Szintigraphie der Hüftregion dient dem Ausschluss eines entzündlichen oder tumorösen Geschehens.


    Labordiagnostik

    Untersuchungen von Blut und Gelenkspunktat sind bei Fragestellungen hinsichtlich entzündlichem (u.U. rheumatischen) und tumorösen Geschehen indiziert.
  • Bei ausgeprägter Koxarthrose ist der chirurgische Hüftgelenksersatz die Therapie der Wahl.
    Einen großen Stellenwert in der Behandlung der Koxalgie nehmen aber auch schmerztherapeutische Behandlungen ein, da bei Koxarthrose-Patienten durch die konservative Schmerztherapie der Zeitpunkt bis zur Operation häufig, zum Teil beträchtlich, hinausgezögert werden kann und auch die Koxalgie trotz Hüftgelenksersatz andauern kann.
    In diesen Fällen sind sind allgemeine schmerztherapeutische Behandlungsmethoden gefragt, die oft bei verschiedenen Grundkrankheiten die gleichen sind, da sie sich nach dem Schmerz und seiner Ausdehnung und nicht mehr vorrangig nach seiner Ursache richten. Es empfiehlt sich eine Kombination aus Reflextherapie, medikamentöser und physikalischer Behandlungen.

    Die medikamentöse Therapie der Koxalgie richtet sich nach dem WHO-Stufenschema. Als Basistherapeutika werden nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) eingesetzt.
    Bei stärkeren schmerzhaften Muskelverspannungen können darüber hinaus auch Muskelrelaxanzien verordnet werden.
    Die Kombination mit schmerzdistanzierenden Antidepressiva hilft in vielen Fällen Schmerzmittel einzusparen.

    Mit Hilfe der therapeutischen Lokalanästhesie (TLA) ist weiters möglich Schmerzrezeptoren gezielt am Ort des Schmerzgeschehens (Hüftgelenk, Muskeltriggerpunkte, Bandansätze) auszuschalten. Bei einer Koxalgie im Rahmen einer Koxarthrose sind Serien von Hyaluronsäure-Injektionen auch von schmerztherapeutischer Wirkung.

    Die Akupunktur kann als adjuvate Schmerztherapie verwendet werden.

    Als Physikalische Behandlungen empfehlen sich schmerzlindernde niederfrequente Stromverfahren (z.B. TENS) oder die oberflächliche Wärme/Kältetherapie im Schmerzbereich.

    Nahezu unverzichtbar ist aber bei Koxalgie die heilgymnastische Therapie, da meist nur diese geeignet ist, Gelenkfunktionen zu fördern bzw. zu erhalten.

    Neben den Behandlungen muss dem Koxalgie-Patienten ergotherapeutische Hilfestellungen im Alltag angeboten und bei Bedarf eine Hilfsmittelversorgung (Pufferabsätze, Gehstock, Unterarmstützkrücken) verordnet werden.

    Dr. M. Pallamar
    Abteilung für orthopädische Schmerztherapie
    Orthopädisches Spital Speising