Verbrennungsschmerz
Ursachen: Stressbedingte Endorphinproduktion, komplette Zerstörung der Nervenfasern.
Einteilung des Verbrennungsausmaßes nach Ausdehnung bezogen auf die Körperoberfläche:
Leichte Verbrennung
– die meisten Verbrennungen Grad 1 <5%
– Verbrennungen Grad 2 <1%
– Verbrennungen Grad 3
keine Verbrennung von Gesicht, Händen, Füßen oder Ano-Genitalregion, keine Begleitverletzungen oder –erkrankungen.
Mittelschwere Verbrennung
– großflächige Verbrennungen Grad 1 < 15 %
– Verbrennungen Grad 2 < 10%
– Verbrennungen Grad 3
keine Verbrennung von Gesicht, Händen, Füßen oder Ano-Genitalregion, keine Begleitverletzungen oder –erkrankungen.
Schwere Verbrennung
– >10% Verbrennungen Grad 3
– Verbrennungen Grad 2/3 von Gesicht, Händen, Füßen, Ano-Genitalregion. Schwere Begleitverletzungen (elektrischer Strom Inhalationstrauma, Polytrauma).
Einteilung des Verbrennungsausmaßes nach Verbrennungstiefen (Einteilung in Grade):
Pathophysiologisch lassen sich vier Zustände der Verbrennungstiefe unterscheiden (Hautschädigung entsprechend den klinischen Schweregraden):
1. Grad („superficial“)
– Erythem
– lokales Ödem
– keine Narbenbildung
– Hyperämie
– Vasodilation
2a. Grad („partial thickness“)
– oberflächlich dermale Blasenbildung
– Rötung (wegdrückbar)
– feuchter Wundgrund
– keine Narben
– Epithelnekrosen
2b. Grad („deep dermal“)
– Blasenbildung
– tiefkorealer Schaden
– Rötung permanent
– trockener Wundgrund
– Pricktest schmerzhaft
– Narbenbildung
– insuffiziente Heilung möglich
– Eiweißdenaturierung - weißliches Korium
3. Grad („full thickness“)
– Nekrosen
– Schorf
– kein Schmerz
– fehlende Rekapillarisierung
– Kontrakturen
– Narben
– Hypertrophie
– Keloide Koagulationsnekrose
– Zerstörung von Cutis und Hautanhangsgebilden
– Beispiel: muskuloskelettaler Schmerz durch Frakturen, viszeraler Nozizeptorschmerz bei abdominellen Begleiterkrankungen oder -verletzungen wie stumpfem Bauchtrauma.
– Daher immer eine Schmerzanamnese erheben, wenn der Patient ansprechbar ist: Lokalisation, Charakter, Intensität, Beginn und Verlauf der Symptomatik, Beeinflussungsfaktoren (z.B. Bewegung, Begleitsymptome).
– Unterschiedliche Schmerztypen führen zu verschiedenen Therapiestrategien.
– Oft liegt eine Kombination dieser Mechanismen vor. Daher ist eine möglichst genaue Symptomanalyse wichtig.
Eine aggressive Initialtherapie i.v. ist unverzichtbar, um schmerzbedingten Stress mit Verstärkung einer Schocksymptomatik zu verhindern.
Bis zur Stabilisierung der Vitalfunktionen sollten keine Analgetika i.m., s.c., oder p.o. verabreicht werden. Ausnahme: Ist eine Venenpunktion nicht möglich, kann S-Ketamin in einer Dosis von 0,25 mg/kg KG i.m. gegeben werden.
Ziel ist eine prompt wirkende gut steuerbare und individuell dosierte Analgesie.
Vom Notarzt intubierte und beatmete Patienten:
Fortführung der i.v. Analgesie (Bolusgaben, ggf. Perfusor) mit Opioiden oder Ketamin in Abhängigkeit von vegetativen Zeichen (Schmerzmimik und -gestik, Blutdruck und Puls)
- Fentanyl: Dosierung zur Narkoseeinleitung bzw. -fortführung: 1,5 - 5 ug/kgKG , Repetitionsdosis : 1 - 3 ug/kgKG
Analgesie: 0,5 - 1,5 ug/kgKG (Voraussetzung = sicherer Atemwegszugang!)
- Piritramid: wird wegen seiner geringer ausgeprägten Ateminsuffizienz häufig zur Schmerztherapie bei Traumapatienten eingesetzt
Dosierung: 5 - 30 mg fraktioniert nach Wirkung
- Ketamin: Potentes Analgetikum, in höherer Dosis narkoseinduzierend mit positiv inotroper Nebenwirkung (HZV -Steigerung). Nur geringe Atemdepression bei analgetischer Dosierung. Schutzreflexe weniger beeinflusst als bei anderen Analgetika. Außerdem bronchodilatatorische Wirkung.
Dosierung:
Analgesie : 0,25 – 0,5 mg/kgKG
Narkose : 0,5 - 1 mg/kgKG
Wache Patienten:
Bolusgabe i.v. titrieren mit Opioid aus der Hand je nach Schmerzangabe und Vigilanz des Patienten (z.B. :{Morphin je 2 mg-Dosis alle 5 Minuten bis deutlich schmerzgelindert, jedoch noch ansprechbar), anschließend ggf. weiter mit Opioid-Perfusor (z.B. 100 mg Morphin/50 ml, mit 50 mg/kg KG/h; bei 70 kg KG ca. 4 mg/h = 2 ml/h, beginnen) oder Wiederholung von Bolusgaben.
Vermeidung weiterer Exposition, um ein Abtiefen zu verhindern. Durch Ausschalten der möglichen schmerzverstärkenden Ursachen (z.B. raue Kleidung) kann eine deutliche Schmerzreduktion erzielt werden. Das Auftragen kühlender Salben oder Gele bewirkt eine subjektive Besserung zumindest für einen kurzen Zeitraum. Kortisonhaltige Externa können in den ersten 12 Stunden der mediatorinduzierten Schmerzreaktion entgegenwirken.
Nach Abschluss der Erstmaßnahmen erfolgt die Schmerztherapie in Abhängigkeit vom Ausmaß der Verbrennung.
Leichte Verbrennung:
– In vielen Fällen reichen Non-Opioide (Metamizol, Paracetamol, NSAR) alleine aus, ggf. Ergänzung mit Opioiden (schwach- und stark wirksamen)
– Fortführung der Bolusgaben, ev.PCA-Pumpe
– Abtragung der Blasen und Wundreinigung
Mittelschwere Verbrennung:
– Narkose zur Wund- und Körperreinigung
Schwere Verbrennung
– Einleitung oder Fortführung der Narkose während Diagnostik und Wund- Körperreinigung, gegebenenfalls Akutversorgungsmanagement (nach gebräuchlichem Notfallalgorithmus)
W. Scherzer
Unfallkrankenhaus Meidling der AUVA, Anästhesie- und Intensivabteilung