Nierenkolik, Uretherkolik
Synonyme
Heftigste wehen- oder krampfartiger Leibschmerzen infolge spastischer Kontraktionen eines abdominellen Hohlorgans mit Zug am Mesenterium und Reizung der dort verlaufenden sensiblen Nerven; häufig vegetative Begleitsymptomatik (Schweißausbruch, Brechreiz, Erbrechen u. evtl. Kollaps).
Klinisches Bild der Nieren-Ureterkolik
Die plötzliche Blockade des Harntransportes im Ureter und/oder Ureterspasmus durch Irritation/Laesion der Ureterwand führt zur typischen Kolik (stechender, brennender Schmerzcharakter meist von einem Drang zum häufigen Wasserlassen (Pollakisurie) begleitet).
– Heftiger wellenförmiger Flankenschmerz mit Ausstrahlung in Leiste/Hoden/Labien/Glans penis bei hoher Blockade, bzw. Ausstrahlung in Blase, Urethra bei praevesicaler Blockade.
– Mögliche Begleitsymptomatik: Brechreiz, Erbrechen, Obstipation, selten Bauchdeckenspannung. Typischer Flankenklopfschmerz, Rippendruckschmerz (12. Rippe).
– Hauptursache ist der Nieren- bzw. Ureterstein
– Andere Ursachen: Blutkoagula, abgestoßene Nierenpapillen usw.
Vor oder nach dem Anfall wird meist ein dumpfer Schmerz in der betroffenen Nierengegend empfunden.
Nachweis von jedem Nierenstein, nicht jedem Ureterstein (der mittlere und untere Ureterstein ist selten bzw. nicht sicher nachweisbar); Hydronephrose (= Harnstau).
– Nierenröntgen (i.v. Pyelogramm)
– MR-Urographie bei Kontrastmittel-Unverträglichkeit im kolikfreien Intervall
– Harnbefund (Makro-, Mikrohämaturie)
Akute Appendizitis
Cholelithiasis (siehe Gallenkolik)
Ulcus duodeni/ventriculi
akute Adnexenerkrankung
Ileus
Pankreatitis,akute
akute segmentale Neuralgie (siehe Bandscheibenvorfall)
meist linksseitig Rupturiertes Aortenaneurysma: Dauerschmerz "Vernichtungsschmerz" Kollapsneigung
akutes Abdomen (Diagnose: Ultraschall!)
Schmerztherapie
Spasmolytika (z.B. Caroverin initial 40-80 mg langsam i.v., das Spasmolytikum Hyoscin-N-Butylbromid (N-Butylscopolamin) ist bei Nierenkoliken nicht effektiv, bei Gallenkoliken ist es gut einsetzbar.)
Analgetika (z.B. Metamizol, initial 500 mg - 2,5 g i.v. über 5 min)
Opioide, schwach und stark wirksame (z.B Tramadol, initial 100 mg i.v., Pethidin 4mal 50-75 mg/24 h i.v./ i.m./ s.c.)
NSAR (z.B. Diclofenac oder Ibuprofen p.o.) Merke: Zeitverzögerte Wirkung!
Adjuvantien (z.B. Metoclopramid, Triflupromazin, Diazepam)
Klinikeinweisung zur Therapie des Grundleidens bei starker Symptomatik erforderlich.
Tip: Die häufig gegebene Empfehlung, bei Nierenkoliken viel zu trinken, führt bei bestehender Obstruktion des Harnleiters zur Schmerzverstärkung und sollte unterlassen werden.
Als Prophylaxe der Nephrolithiasis ist die Empfehlung jedoch sinnvoll.