Arten der Schmerzbehandlung
Neuraltherapie
Die Neuraltherapie ist eine Regulationstherapie, die durch Injektion von Lokalanästhetika therapeutische Wirkung erzielt. Ziel ist die Wiederherstellung der körpereigenen Regulationsmechanismen.
Prinzip der Neuraltherapie
Das Prinzip der Neuraltherapie geht auf die Brüder Ferdinand und Walter Huneke zurück, die Anfang der vierziger Jahre aufgrund von Patientenbeobachtungen zu dem Schluss kamen, dass die Injektion von Lokalanästhetika nicht nur dazu dient, Schmerz für kurze Zeit lokal auszuschalten, sondern auch Schmerzzustände dauerhaft zu heilen. Sie beobachteten dabei das sogenannte „Sekundenphänomen“, wonach die Injektion eines Lokalanästhetikums bei einer Schmerzpatientin an einer entzündeten Narbe (Störfeld) am Fuß eine unmittelbar schmerzbefreiende Wirkung auf ihre chronischen Schulterschmerzen hatte.
Die Neuraltherapie nimmt Einfluss auf die nervalen, muskulären, hormonellen, lymphatischen und circulatorischen Regelkreise im Organismus, weiters auch auf Skelett sowie Verdauungs- und Ausscheidungsorgane. Der Wirkmechanismus der Neuraltherapie beruht auf der flächendeckenden Präsenz des vegetativen Nervensystems, im besonderen des Sympatikus und seiner vielschichtigen Vernetzung mit anderen Systemen des Organismus.
Formen der Neuraltherapie
Neuraltherapie umfasst einerseits die Behandlung eines die Krankheit oder Beschwerden auslösenden Störfeldes sowie in weiterer Folge die der lokalen Erkrankung. Sie unterscheidet daher mehrere Formen:
- Störfeldtherapie
- Segmenttherapie
- Lokale Behandlung
- Injektion in eine Nervenschaltstelle
- Injektion in ein venöses Gefäß
Behandlung der Störfelder
Erste Priorität gilt immer der Behandlung der StörfelderStörfeld/Herd:
"Herd oder Störfeld nennen wir einen Gewebsbezirk beliebiger Art und Größe, der funktionell an der normalen Körperregulation nicht mehr teilnimmt, sondern diese vielmehr – in durchaus wechselndem Ausmaß – stört." Definition nach W. Gerz "Lehrbuch der Applied Kinesiology in der naturheilkundlichen Praxis" AKSE Verlag, München
Störfelder können grundsätzlich überall auftreten, ein überwiegender Teil der Störfelder lässt sich im Kopfbereich (Hals, Nase, Ohren, Zähne) feststellen. Häufig können Narben, Verletzungen und chronische Entzündungen Ursachen von Störfeldern sein, die zu einem späteren Zeitpunkt Schmerzen oder Erkrankungen auslösen. Die Zeitspanne, die zwischen dem Entstehen eines Störfeldes und dem Auftreten eines dadurch bedingten Schmerz- oder Krankheitszustandes kommt, kann sehr unterschiedlich sein.
Lehrsätze
Huneke stellte folgende drei Lehrsätze auf:
- jede chronische Krankheit kann durch ein Störfeld bedingt sein
- jede Stelle im Körper kann zum Störfeld werden
- die Injektion eines Lokalanästhetikums in das Störfeld heilt die störfeldbedingte Krankheit.
Störfeldtherapie
Bei der Injektion eines Lokalanästhetikums in ein Störfeld kommt es zur "Repolarisation und Stabilisierung der durch Reizwirkung beschädigten Zellmembran. Mit der Wiederherstellung des Zellgrenzmembran-Potenzials im Huneke-Phänomen wird offensichtlich ein pathogener Circulus vitiosus unterbrochen" (nach Eichholtz). Die Beendigung des Schmerzzustandes ist möglich, in Form des "Sekundenphänomens" oft sogar unmittelbare Folge.
Segmenttherapie
Bei der Segmenttherapie oder therapeutischen Lokalanästhesie kommt es zu Injektion oder Infiltration von Lokalanästhetika im vom Schmerz bzw. von der Krankheit betroffenen Körpersegment. Dazu gehören Injektionen an Bandapparat und Muskelansätzen, Nerven und Ganglien, intravenöse und intraarterielle Injektionen.
Ziel der Neuraltherapie
Ziel der Neuraltherapie ist es, durch einen regulierenden therapeutischen Zugriff und der Nutzung der Eigenregulation die körpereigenen Regulationsmechanismen wiederherzustellen.