Arten der Schmerzbehandlung
Musiktherapie
Autor
Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky
Universität Salzburg, Naturwissenschaftl. Fakultät und Universität Mozarteum,
A-5020 Salzburg, Hellbrunnerstr. 34
Tel.: 0662-8044-5627; FAX: 0662-8044-153
Forschungsnetz Mensch und Musik (guenther.bernatzky@sbg.ac.at)
www.mensch-und-musik.at
www.schmerzinstitut.org
zu den Artikeln:
Geschichtliche Entwicklung der eigenen Musikforschung:
1995 PERSÖNLICHE KONTAKTE DES PROJEKTLEITERS ZU
PROF.DR. G. HARRER, PROF. DR. SIMON UND PROF. DR. G. PETSCHE
AUFNAHME DER IN DEN 60ER JAHREN DURCH HERBERT VON KARAJAN BEGONNENEN MUSIKFORSCHUNG IN SALZBURG
1996 GRÜNDUNG EINER ARBEITSGRUPPE DURCH G. BERNATZKY
1997 – 2000: FORSCHUNGSUNTERSTÜTZUNG DURCH HERBERT VON KARAJAN-ZENTRUM WIEN
2000: GRÜNDUNG DES FORSCHUNGSNETZES MENSCH UND MUSIK DURCH (UND AUF INITIATIVE VON) REKTOR DR. R. HAAS. PROF. DR. H.-P. HESSE UND PROF. DR. G. BERNATZKY
Viele der in der folgenden Übersicht zitierten Arbeiten wurden in einer Arbeitsgruppe, die auf Grund früherer Kontakte zu Prof. Harrer (Salzburg), Prof. Simon (Salzburg) und Prof. Petsche (Wien) in Salzburg entstanden ist, in enger Zusammenarbeit mit folgenden Kolleginnen und Kollegen erarbeitet.
1995 PERSÖNLICHE KONTAKTE DES PROJEKTLEITERS ZU
PROF.DR. G. HARRER, PROF. DR. SIMON UND PROF. DR. G. PETSCHE
AUFNAHME DER IN DEN 60ER JAHREN DURCH HERBERT VON KARAJAN BEGONNENEN MUSIKFORSCHUNG IN SALZBURG
1996 GRÜNDUNG EINER ARBEITSGRUPPE DURCH G. BERNATZKY
1997 – 2000: FORSCHUNGSUNTERSTÜTZUNG DURCH HERBERT VON KARAJAN-ZENTRUM WIEN
2000: GRÜNDUNG DES FORSCHUNGSNETZES MENSCH UND MUSIK DURCH (UND AUF INITIATIVE VON) REKTOR DR. R. HAAS. PROF. DR. H.-P. HESSE UND PROF. DR. G. BERNATZKY
Viele der in der folgenden Übersicht zitierten Arbeiten wurden in einer Arbeitsgruppe, die auf Grund früherer Kontakte zu Prof. Harrer (Salzburg), Prof. Simon (Salzburg) und Prof. Petsche (Wien) in Salzburg entstanden ist, in enger Zusammenarbeit mit folgenden Kolleginnen und Kollegen erarbeitet.
(in alphabetischer Reihenfolge)
Dr. Mag. Patrick Bernatzky
Tel.: +43 (0) 662/ 8044-5626, e-mail: patrick.bernatzky@sbg.ac.at
Sportwissenschafter, Universität Salzburg
Dr. Winfried Häuser
Schmerzzentrum, Saarbrücken. Deutschland
O. Univ.-Prof. Dr. Horst-Peter Hesse
Musikwissenschafter
Doz. Dr. Werner Kullich
Tel.: 065 82 – 74 9 36 Biologe, Ludwig Boltzmann Institut für Rehabilitation, Saalfelden
Dr. Cem Meco
Doz. Dr. Gerhard Oberascher
HNO-Salzburg
Prim. Doz. Dr. Karl Miller
Tel.: 062 45 – 799 – 360, Chirurg, Chirurg. Abt. d. Krankenhauses Hallein
Dr. Bart Morion
Schmerzzentrum, Lieuven, Belgien
Dr. Hannes Schimke
Tel.: +43 (0) 662 / 43 38 55, Fachpsychologe, Salzburg
Prim. Dr. M. Reschen
Tel.: 062 45 – 799 – 360, Anästhesist, Abt. f. Anästhesie d. Krankenhauses Hallein
Prof. Prim. HR. Dr. Gunter Ladurner
Tel.: 0662-4483-3000, Neurologe, Christian Doppler Klinik, Salzburg
Doz. Dr. Rudolf Likar
Tel.: 0463-538-26120, Anästhesist,
Abt. f. Anästhesie d. Krankenhauses Klagenfurt, Schmerzambulanz
Prof. Dr. Jaak Panksepp
Bowling Green, USA
Mag. Franz Wendtner
Tel.: 0662-4482-34
Psychologe, Onkologische Bettenstation, St. Johanns Spital Salzburg
Dr. Mag. Patrick Bernatzky
Tel.: +43 (0) 662/ 8044-5626, e-mail: patrick.bernatzky@sbg.ac.at
Sportwissenschafter, Universität Salzburg
Dr. Winfried Häuser
Schmerzzentrum, Saarbrücken. Deutschland
O. Univ.-Prof. Dr. Horst-Peter Hesse
Musikwissenschafter
Doz. Dr. Werner Kullich
Tel.: 065 82 – 74 9 36 Biologe, Ludwig Boltzmann Institut für Rehabilitation, Saalfelden
Dr. Cem Meco
Doz. Dr. Gerhard Oberascher
HNO-Salzburg
Prim. Doz. Dr. Karl Miller
Tel.: 062 45 – 799 – 360, Chirurg, Chirurg. Abt. d. Krankenhauses Hallein
Dr. Bart Morion
Schmerzzentrum, Lieuven, Belgien
Dr. Hannes Schimke
Tel.: +43 (0) 662 / 43 38 55, Fachpsychologe, Salzburg
Prim. Dr. M. Reschen
Tel.: 062 45 – 799 – 360, Anästhesist, Abt. f. Anästhesie d. Krankenhauses Hallein
Prof. Prim. HR. Dr. Gunter Ladurner
Tel.: 0662-4483-3000, Neurologe, Christian Doppler Klinik, Salzburg
Doz. Dr. Rudolf Likar
Tel.: 0463-538-26120, Anästhesist,
Abt. f. Anästhesie d. Krankenhauses Klagenfurt, Schmerzambulanz
Prof. Dr. Jaak Panksepp
Bowling Green, USA
Mag. Franz Wendtner
Tel.: 0662-4482-34
Psychologe, Onkologische Bettenstation, St. Johanns Spital Salzburg
Musik beugt Krankheiten vor und kann bei verschiedenen Krankheiten als adjuvante Therapieform gut und nebenwirkungsfrei eingesetzt werden .
Musik verbessert auf jeden Fall die Lebensqualität!
MUSIK BEUGT KRANKHEITEN VOR UND KANN BEI VERSCHIEDENEN KRANKHEITEN ALS ADJUVANTE THERAPIEFORM GUT UND NEBENWIRKUNGSFREI EINGESETZT WERDEN. MUSIK VERBESSERT IN JEDEM FALL DIE LEBENSQUALITÄT!
MUSIK REDUZIERT DIE NOTWENDIGE DOSIS VERSCHIEDENER ANALGETIKA, PSYCHOPHARMAKA UND SCHLAFMITTEL UND ERHÖHT DIE PATIENTENCOMPLIANCE FÜR DIE MEDIKAMENTÖSE THERAPIE.
GESAMTÜBERSICHT
Einleitung
Schmerz ist eine psychophysiologische Einheit und sollte daher entsprechend mit verschiedenen Ansätzen behandelt werden.Viele Beobachtungen zeigen, dass Musik Wirkungen auf subcortikale Zentren des Gehirns ausübt und starken Einfluss auf die psychologische und physiologische Situation des Organismus hat (Hesse H.-P, 2003; Panksepp J. u. G. Bernatzky, 2002). Aber im Gegensatz zur medikamentösen Therapie existieren in der Therapie mit Musik kaum verbindliche Richtlinien. Im Rahmen der vorliegenden Studien wurden die psycho-physiologischen Reaktionen bei Patienten mit chronischen und akuten Schmerzen evaluiert.
Methoden
Der Effekt von Musik in Verbindung mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung wurde auf den Verlauf akuter und chronischer Schmerzen mit Hilfe psychologischer und physiologischer Messungen untersucht: Es wurden in mehreren Studien u. a. die Schmerzempfindung, die Schlafqualität, allgemeine Behinderungen, der Verbrauch von Pharmaka, einige biochemische Aspekte u.a. Parameter bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen und bei Patienten mit postoperativen Schmerzen bestimmt: Patienten hörten für jeweils ca. 25 min. über Kopfhörer eine standardisierte Musik (Musik: Robert Kovar; Mentalis Verlag, Essen; ISBN.: 3-932239-95-4) mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung (Mag. Franz Wendtner) mindestens einmal täglich bzw. im Falle der Untersuchung postoperativer Schmerzen hörten sie dieselbe CD am Tag vor der Operation und unmittelbar vor bzw. während der Operation oder im Rahmen des postoperativen Vorgehens nur postoperativ.
Ergebnisse
Es konnte gezeigt werden, dass im Verlaufe der rezeptiven Musiktherapie die emotionale Belastung durch Schmerzen signifikant abnimmt. Bei Patienten mit schmerzhaften Wirbelsäulensyndromen bzw. nach Laminotomie war die Schmerzreduktion und die Schlafqualität nach 3 Wochen zu ca. 50 % hochsign. verbessert im Vergleich zu vor Beginn der Therapie. In der Kontrollgruppe waren nur geringe Verbesserungen feststellbar. In der perioperativen Studie konnte gezeigt werden, daß in jener Gruppe, die am Tag vor der Operation sowie während der Operation Musik und Entspannungsanleitung hörte, der Verbrauch an Schmerzmittel um 54 % und jener an Schlafmittel um 63,6 % sank. Dabei war das Wohlbefinden der Patienten, die Musik gehört hatten, deutlich größer als jenes in der Kontrollgruppe. Bei Patienten mit Akutschmerzen nach einer Tonsillektomie bzw. nach einer Knieendoprotheseoperation waren die Ergebnisse unter Berücksichtigung dass die Musik postoperativ verwendet wurde nicht so konsistent wie in gen. Operationen mit perioperativer Anwendung. Dennoch konnte auch damit eine Verbesserung der Befindlichkeit erzielt werden.
Wirkung der Musik auf das Schmerzsystem
KÖRPERLICH: Die Entspannung wirkt der Stressreaktion durch eine hypothalamisch gesteuerte Umschaltung sowohl kurz- als auch langfristig entgegen. Die Rückkopplungsschleife Schmerz-Stress-Schmerz wird geschwächt, bzw. verhindert und so eine Scherzreduktion ermöglicht. Verschiedene Schmerzen wie z.B. Spannungskopfschmerzen können auf diese Weise sogar ohne pharmakologische Intervention behoben werden.
PSYCHISCH: Durch die Wirkung der Entspannung auf die Psyche kommt es zu einer Reduktion der innerlichen Anspannung: Ängste und depressive Verstimmungen werden verringert. Es kommt zum Erleben von Ruhe und Wohlbefinden – damit auch zu einer affektiven und kognitiven Stressreduktion.
KOGNITIV: Man ist seinem Schmerz nicht mehr hilflos ausgeliefert, sondern kann ihm wirksam begegnen, die eigene Kontroll- und Kompetenzerwartung wird gesteigert, die Schmerzintensität gesenkt.
Schlussfolgerung
Ein 1-2 mal tägliches Hören einer standardisierten Musik mit Entspannungsanleitung unterstützt und fördert gängige Therapieverfahren in der täglichen Routine der interdisziplinären Schmerztherapie und verstärkt den Behandlungserfolg eines multifaktoriellen Therapieprogrammes um bis zu mehr als 40 %. Standardisierte Musik stellt damit eine ideale Möglichkeit einer adjuvanten Zusatztherapieform im Sinne einer ganzheitlichen Schmerztherapie sowohl bei akuten als auch bei chronischen Schmerzen dar.
Zusatzvermerk:
Musik als "Medikament", gewissermaßen als "Musikament" einzusetzen, wäre wünschenswert. Es bedarf aber noch vieler Forschungsstudien, um dieses Therapeutikum gleich zu positionieren wie die Pharmaka. Nach wie vor fehlen Studien, die die Indikation bzw. Kontraindikation von Musik eingrenzen und die Langzeitwirkung dokumentieren. Auch fehlen Untersuchungen über den langfristigen Adaptationseffekt von Musik.
Aber im Gegensatz zur medikamentösen Therapie existieren in der Therapie mit Musik kaum verbindliche Richtlinien. Völlig unerforscht ist die Langzeitwirkung der Musik. Zur Zeit wird daher in mehreren Forschungsstätten intensiv daran gearbeitet, die zwischen unterschiedlicher Musik und den psycho-physiologischen Reaktionen verschiedener Menschen bestehenden Zusammenhänge wissenschaftlich exakt zu evaluieren (z.B. in der eigenen Arbeitsgruppe in Salzburg: www.mensch-und-musik.at).
Bei Operationen stellt der postoperativ zu erwartende Schmerz einerseits eine große Belastung für die Patienten dar, andererseits sind dadurch höhere Kosten und u.U. längere Krankenhausaufenthalte der Fall. Schmerz ist immer subjektiv und wird individuell unterschiedlich erlebt. Psychische Faktoren, wie Hilflosigkeit, Angst, Depression usw. steigern die Wirkung von Schmerz als physiologischen Stressor und haben Einfluss auf die Schmerzstärke. Die Selbstwirksamkeitserwartung ist in diesem Zusammenhang als Moderatorvariable anzusehen. Musik in Kombination mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung können über den Einfluss auf affektive, kognitive und sensorische Vorgänge eine maßgebliche schmerzhemmende Wirkung entfalten.
- Angst (pre-, intra- und postoperativ): Reduktion
- Stress (pre-, intra- und postoperativ): Reduktion
(ACTH, Cortisolreduktion), Blutdruckreduktion - Bedrohliche Hintergrundgeräusche im OP-Saal:
Unbekannte, drohende Umgebung: Krankenhausumgebung angenehm gestalten; Ablenkung von unbekannten Geräusche - Schmerzen: Schmerzreduktion, Reduktion der Analgetika
- Schlafdefizit: Verbesserung der Schlafqualität, Reduktion der Schlafmittel
- Überdosierung an Anästhetika, Erholungsphase beeinträchtigt: Adäquate Dosierung (Reduktion), Immunglobulin A Erhöhung, Verbesserung der Erholung
- Spannung und Erschöpfung des Operationsteams: Entspannung und Verbesserung der Konzentration
- Aufwachphase des Patienten: Verkürzung
- Rehabilitation des Patienten im Spital: Kürzere Zeit
- Allgemeinbefinden (Wohlbefinden): Verbesserung
Von alters her weiß man: Musik kann unsere Stimmung verändern. Auch heute noch macht man sich ihre Wirkung auf die Befindlichkeit in vielen Situationen zunutze. Dabei hängt es von etlichen Faktoren ab, ob und in welchem Ausmaß Musik auf uns wirkt: So spielen psychologische Aspekte, physiologische Faktoren wie Empfindlichkeit und Reaktionsvermögen, soziale Strukturen oder ethnische Hintergründe ebenso eine Rolle wie Assoziationen, die auf Grund von Erlebnissen mit der Musik verbunden sind. Eine wichtige Bedeutung haben Charakteristika der Musik selbst, wie Tongeschlecht (Dur oder Moll), Lautstärke, Tempo, Melodik, Rhythmik, Harmonik, Timbre, Tonhöhe, Phrasierung und Artikulation. Allgemeingültige Regeln aufzustellen, ist äußerst schwierig, muß aber dennoch so weit wie möglich angestrebt werden.
Die Wirkung der Musik erstreckt sich nicht nur auf die Psyche, sondern auch auf verschiedene körperliche Veränderungen, wie zum Beispiel Muskelaktivität, Atmung, Herzfrequenz, Hauttemperatur, Hautwiderstand und anderes. Um die individuelle Wirkung von entspannender oder aktivierender Musik zu dokumentieren, werden diese vom menschlichen Nervensystem gesteuerten Körperfunktionen, die durch die Musik beeinflußt werden, registriert und ausgewertet. Dies war bereits Inhalt eines von Herbert von Karajan angeregten Forschungsprojektes in den 60er Jahren (vgl. Harrer et al. 1977, 1990). Neue Forschungsarbeiten an der Universität Mozarteum bauen auf diesen grundlegenden Arbeiten auf (siehe www.mensch-und-musik.at).
In diesem Beitrag werden einzelne Wirkungen von Musik, die im Rahmen der rezeptiven Musiktherapie zu beobachten sind, beschrieben. In diesem Summary wird eingangs auf die Grundlagen der Musiktherapie eingegangen. Daran anschließend werden vor allem aktuelle Forschungsarbeiten zur Musiktherapie in der Schmerztherapie dargestellt.
(unter Verwendung einer Basisinformation, zusammengestellt von H.P. Hesse, Salzburg, 2002)
Musiktherapie ist die wissenschaftlich fundierte, diagnosespezifische Nutzung von Musik oder von musikalischen Elementen zu Heilzwecken. Sie bedient sich entweder der Musikrezeption oder der musikalischen Aktivität des Patienten, wobei jeweils sowohl Einzel- als auch Gruppenverfahren möglich sind. Handelt es sich um reine Musikrezeption spricht man von der Rezeptiven Musiktherapie (Instrumentalimprovisation, Gruppen- singtherapie, Bewegungsimprovisation, tänzerische Gruppentherappie). Rezeptive Musiktherapie bedeutet also, daß der Patient eine bestimmte Musik, die von einem Tonträger (zum Beispiel CD-Player) wiedergegeben wird, über Lautsprecher (zum Beispiel Kopfhörer) auf sich einwirken läßt. Diese Musik kann gegebenenfalls mit einer dazu konzipierten Entspannungsanleitung kombiniert werden.
Handelt es sich jedoch um die musikalische Aktivität des Patienten, so spricht man von der Aktiven Musiktherapie(Dynamisch orientierte rezeptive Musiktherapie, Reaktive Musiktherapie, Regulative Musiktherapie).
2.1. Die Musiktherapie ist auf drei Pfeiler gegründet:
a) Psychopathologie: Erkenntnisse über psychische bzw. psychogene Störungen, bei deren Behandlung die Musiktherapie zur Anwendung kommen kann, wie z.b. bei Verspannungen, Neurosen, Psychopathie, Psychosen, Psychosomatosen)
b) Musikpsychologie: Erkenntnisse über die Musik und ihre therapeutisch nutzbaren Wirkungen (physiologische, psychologische und soziologische Aspekte.)
c) Psychotherapie: Erkenntnisse über Formen und Anwendungsbereiche einer Therapie mit psychologischen Methoden. Kriterien für musiktherapeutische Maßnahmen sind die spezifischen diagnostischen Bedingungen der zu behandelnden Patienten (Symptome und persönlichkeitsdiagnostische Faktoren).
2.2. Therapeutischer Einfluss:
Der therapeutische Einfluss erstreckt sich – in Abhängigkeit vom Charakter der verwendeten Musik – in folgende Richtungen:
a) AKTIVIERUNG:
1.1. körperliche Aktivierung
1.2. emotionale Neuorientierung
b) ENTSPANNUNG:
2.1. Lösung von körperlicher Verspannung
2.2. Beseitigung von psychischen Spannungen (z.B. Angst)
2.3. Wirkungen:
Die Wirkungen sind häufig in miteinander verknüpften Bereichen zu finden:
a) Vegetativum:
Beeinflussung psychovegetativer Regulationsstörungen zur Reduzierung psychosomatischer Organbeschwerden und anderer psychisch bedingter Spannungszustände.
b) Erleben:
Veränderung emotionaler Zustände oder der emotionalen Reaktivität und Sensitivität. Dabei folgt eine Neuorientierung von Erlebnis- und Auffassungsweisen.
c) Verhalten:
Die Entwicklung der interpersonellen Kommunikationsbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit zur Überwindung neurotisch bedingter kommunikationshemmender Einstellungen und Verhaltensweisen. Eine Aktivierung und Auslösung sozial-kommunikativer Prozesse auf vorwiegend nonverbaler Ebene mit dem Ziel, korrektive Erfahrungen hinsichtlich des pathogen gestörten interpersonellen Verhaltens zu vermitteln.
Musiktherapie ist die wissenschaftlich fundierte, diagnosespezifische Nutzung von Musik oder von musikalischen Elementen zu Heilzwecken. Sie bedient sich entweder der Musikrezeption oder der musikalischen Aktivität des Patienten, wobei jeweils sowohl Einzel- als auch Gruppenverfahren möglich sind. Handelt es sich um reine Musikrezeption spricht man von der Rezeptiven Musiktherapie (Instrumentalimprovisation, Gruppen- singtherapie, Bewegungsimprovisation, tänzerische Gruppentherappie). Rezeptive Musiktherapie bedeutet also, daß der Patient eine bestimmte Musik, die von einem Tonträger (zum Beispiel CD-Player) wiedergegeben wird, über Lautsprecher (zum Beispiel Kopfhörer) auf sich einwirken läßt. Diese Musik kann gegebenenfalls mit einer dazu konzipierten Entspannungsanleitung kombiniert werden.
Handelt es sich jedoch um die musikalische Aktivität des Patienten, so spricht man von der Aktiven Musiktherapie(Dynamisch orientierte rezeptive Musiktherapie, Reaktive Musiktherapie, Regulative Musiktherapie).
2.1. Die Musiktherapie ist auf drei Pfeiler gegründet:
a) Psychopathologie: Erkenntnisse über psychische bzw. psychogene Störungen, bei deren Behandlung die Musiktherapie zur Anwendung kommen kann, wie z.b. bei Verspannungen, Neurosen, Psychopathie, Psychosen, Psychosomatosen)
b) Musikpsychologie: Erkenntnisse über die Musik und ihre therapeutisch nutzbaren Wirkungen (physiologische, psychologische und soziologische Aspekte.)
c) Psychotherapie: Erkenntnisse über Formen und Anwendungsbereiche einer Therapie mit psychologischen Methoden. Kriterien für musiktherapeutische Maßnahmen sind die spezifischen diagnostischen Bedingungen der zu behandelnden Patienten (Symptome und persönlichkeitsdiagnostische Faktoren).
2.2. Therapeutischer Einfluss:
Der therapeutische Einfluss erstreckt sich – in Abhängigkeit vom Charakter der verwendeten Musik – in folgende Richtungen:
a) AKTIVIERUNG:
1.1. körperliche Aktivierung
1.2. emotionale Neuorientierung
b) ENTSPANNUNG:
2.1. Lösung von körperlicher Verspannung
2.2. Beseitigung von psychischen Spannungen (z.B. Angst)
2.3. Wirkungen:
Die Wirkungen sind häufig in miteinander verknüpften Bereichen zu finden:
a) Vegetativum:
Beeinflussung psychovegetativer Regulationsstörungen zur Reduzierung psychosomatischer Organbeschwerden und anderer psychisch bedingter Spannungszustände.
b) Erleben:
Veränderung emotionaler Zustände oder der emotionalen Reaktivität und Sensitivität. Dabei folgt eine Neuorientierung von Erlebnis- und Auffassungsweisen.
c) Verhalten:
Die Entwicklung der interpersonellen Kommunikationsbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit zur Überwindung neurotisch bedingter kommunikationshemmender Einstellungen und Verhaltensweisen. Eine Aktivierung und Auslösung sozial-kommunikativer Prozesse auf vorwiegend nonverbaler Ebene mit dem Ziel, korrektive Erfahrungen hinsichtlich des pathogen gestörten interpersonellen Verhaltens zu vermitteln.
Bei vielen Krankheiten sind Ängste und Depressionen begleitende Verstärker der Krankheit. Bei Schmerz kommt es neben diesen Verstärkern zusätzlich zu Körperverspannungen (Schonhaltung), die für sich wiederum eine Schmerzverstärkung auslösen. Es ist daher notwendig, geeignete Strategien zu finden, um diese Krankheitsverstärker zusätzlich zur eigentlichen Therapie zu beseitigen, beziehungsweise an deren Entstehung zu hindern. Dazu bietet sich eine selektiv gewählte Musik und eine ebenso selektiv gewählte Entspannungsanleitung an.
In mehreren eigenen Untersuchungen (Bernatzky et al., 1999; Kullich et al., 2003) wurde die Wirkung von speziell für Schmerzpatienten komponierter Musik hinsichtlich der Parameter Schmerzintensität, Schmerzverarbeitungund Schmerzempfindung, begleitende negative Emotionen und Kognitionen, Depressivität, sowiesubjektive und objektive Beweglichkeit untersucht. Als Musik wurde eine mit Naturinstrumenten gespielte Musik von Robert Kovar (Salzburg) und einem Entspannungstext von Mag. Franz Wendtner (Salzburg) verwendet.
3.1. Forschungsstudien der rezeptiven Musiktherapie in der Behandlung chronischer Schmerzen:
Messinstrumente/Prüfungsprotokolle
Folgende Aspekte werden mittels standardisierter Fragebögen und Messmethoden evaluiert:
• Schlafqualität und Verbrauch an Schlafmittel
(Fragebogen nach Saletu)
• Schmerzhemmung und Verbrauch an Analgetika (VRS, VAS Skalen)
• Psychische Aspekte (Angst, Depression, Lebensqualität) und Verbrauch an versch. Beruhigungsmitteln und
• Immunsystem (vor allem IgA)
• Erhebung der Demografischen Daten, Ananmeseblatt
• Klinische Daten,
• Gesamtmedikation,
• Patienteninformation/Einverständniserklärung,
• STAI-G Form X 1-gegenwärtiger emotioneller Zustand
• ADS-L-Allgemeine Depressionsskala (langfristig)
• Selbstwirksamkeitsfragebogen,
• Lebensqualitätsfragebogen,
• Erhebung über Erfahrung mit Musiktherapie/Entspannungsanleitungen
• Musikpräferenzen
• Medizinische Dokumentation
Verwendete Musik
Für die Experimentalgruppen wird u.a. eine bereits erprobte CD verwendet:
Musik-CD: Mentalis Verlag; ISBN-Nr 3-932239-95-4; Entspannung bei Schmerzen; Musik und Entspannungsanleitung für mehr Lebensqualität bei Krankheit, Schlafproblemen und vegetativen Störungen.
Zur Klärung der Fragen, ob und welche Bedeutung die von uns verwendete standardisierte Musik bei Patienten mit akuten und mit chronischen Schmerzen hat, wurden in mehreren Studien u. a. die Schmerzempfindung, die Beweglichkeit, die Schlafqualität, allgemeine Behinderungen, der Verbrauch von Pharmaka, einige biochemische Aspekte u.a. Parameter bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen und bei Patienten mit operationsbedingten Schmerzen bestimmt: Patienten hörten über Kopfhörer eine standardisierte Musik (Musik: Robert Kovar; Mentalis Verlag, Essen) mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung (Mag. Franz Wendtner) mindestens einmal täglich. Es konnte gezeigt werden, dass im Verlaufe der rezeptiven Musiktherapie die emotionale Belastung durch Schmerzen signifikant abnimmt. Bei Patienten mit schmerzhaften Wirbelsäulensyndromen bzw. nach Laminotomie war die Schmerzreduktion und die Schlafqualität nach 3 Wochen zu ca. 50 % hochsign. verbessert im Vergleich zu Beginn. In der Kontrollgruppe waren nur geringe Verbesserungen feststellbar. In einer perioperativen Studie konnte gezeigt werden, daß in jener Gruppe, die am Tag vor der Operation sowie rund um die Operation Musik und Entspannungsanleitung hörte, der Verbrauch an Schmerzmittel um 54 % und jener an Schlafmittel um 63,6 % sank. Dabei war das Wohlbefinden deutlich größer.
3.1.1. Badgastein
"EINFLUSS VON STANDARDISIERTER MUSIK UND ENTSPANNUNGSANLEITUNG BEI PATIENTEN MIT SCHMERZEN IM BEWEGUNGSAPPARAT"
Badehospiz und Ludwig Boltzmann Institut Badgastein
in Zusammenarbeit mit F. Wendtner u. R. Likar
(Leitung: Prof. Prim. MR. Dr. G. Leiner)
ZUSAMMENFASSUNG
74 Personen beiderlei Geschlechts im Alter von 32 bis 62 Jahren, die wegen Rückenschmerzen eine dreiwöchige Kur mit neun Unterwassertherapieen machten, nahmen an der Studie teil. Die Patienten wurden im Badehospiz einer der vier Gruppen in randomisierter Reihenfolge zugeteilt: Musik mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung (1), nur Musik (2), nur Entspannungstext (3) und keine psychologische Intervention (4) randomisiert zugeteilt. Die Personen der jeweiligen Experimentalgruppen hörten nach der Unterwassertherapie im Ruheraum die entsprechende CD. Die Kontrollgruppe erhielt keine weitere Intervention, rastete nur im Ruheraum.
ERGEBNISSE
In dieser Studie wurden in einem hohen Integrationsgrad Zusammenhänge zwischen Schmerzen und psychischer Situation chronischer Schmerzpatienten untersucht. Sie erbringt klare Belege für eine wirksame Schmerzhemmung bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen durch Musik und Musik, die mit einer Entspannungsanleitung gekoppelt ist. Bei der ausschließlichen Darbietung der Entspannungsanleitung kam es zu geringeren Effekten. Es konnte ebenfalls gezeigt werden, daß begleitende negative Emotionen und Kognitionen wie Hilf- und Hoffnungslosigkeit, Angst und Ärger bei den Experimentalgruppen minimiert wurden. Darüberhinaus kam es auch in den Meßbereichen Kognitive und Behaviorale Schmerzbewältigung zu Besserungen. Weiters kam es in den Experimentalgruppen zu einer Reduktion der Depressivität. Die subjektiv wahrgenommene Beweglichkeit nahm in zwei der drei Experimentalgruppen zu.
SCHLUSSFOLGERUNG
Aufgrund dieser Ergebnisse kann davon ausgegangen werden, daß Musik und Musik, welche gemeinsam mit einer Entspannungsanleitung dargeboten wird, positive Effekte auf die Schmerzen und die psychische Situation der Patienten bewirken. Daß die objektiven Beweglichkeitwerte sich in keiner Gruppe signifikant verbesserten, betont die Subjektivität der individuellen Schmerzwahrnehmung und die Relevanz psychischer Variablen im Schmerzgeschehen. So ist dieses Ergebnis ein weiterer Beleg dafür, daß adäquate Interventionen, welche über die Psyche zur Wirkungsentfaltung kommen, geeignete Therapeutika in der Schmerzbehandlung sind und einen positiven Einfluß auf die Lebensqualität der Patienten erbringen können. In weiteren Studien wird zu erheben sein, in welchem Ausmaß diese unter Kurbedingungen erreichten Resultate auch im Alltag Chronischer Schmerzpatienten reproduzierbar sind. Weiterer Aufklärung bedarf auch die Frage, ob eine speziell für Schmerzpatienten komponierte Musik, wobei die in dieser Studie dargebotene Komposition ausschließlich Naturinstrumente verwendete, Wirkungsvorteile gegenüber klassischer Musik oder der individuellen Lieblingsmusik der Probanden hat. Ebenso wird zu untersuchen sein, ob eine spezifisch auf Schmerzen abgestimmte Entspannungsanleitung zu einer ausgeprägteren Schmerzhemmung führen kann. Und schließlich ist von Interesse, in welchem Ausmaß die gefundenen Ergebnisse auch bei Akutschmerzpatienten, z. B. nach Operationen, realisierbar sind (siehe Teilstudie Nr. 3, perioperative Schmerzen).
Diese neu erarbeitete CD wurde in einer Studie im Ludwig-Boltzmann-Institut für Rehabilitation rheumatischer Erkrankungen in Saalfelden (G. Klein u. W. Kullich) bei Patienten nach Rückenoperationen untersucht. Es konnte eindeutig gezeigt werden, daß Musik in Kombination mit einer Entspannungsanleitung bei täglich bis zu zweimaliger Anwendung hochsignifikante Reduktion der Schmerzen bei Patienten ergibt (Kullich et al., 2003):
3.1.2. Saalfelden
"EINFLUSS VON STANDARDISIERTER MUSIK UND ENTSPANNUNGSANLEITUNG BEI PATIENTEN MIT SCHMERZEN IM BEWEGUNGSAPPARAT NACH OPERATIONEN."
Ludwig Boltzmann Institut für Rehabilitation rheumatischer Erkrankungen
in Zusammenarbeit mit W. Kullich und F. Wendtner
(Leitung: Prof. Prim. Dr. G. Klein)
Arbeiten, die im Rahmen der Studien um die Frage, wie wirkt "Musik bei Schmerzen" entstanden sind. Diese Arbeiten wurden von der Universität Salzburg und vom Bundesministerium finanziell unterstützt (Projekt Mensch-und-Musik).
ZUSAMMENFASSUNG
65 Patienten mit schmerzhaften Wirbelsäulensyndromen (Low back pain) wurden während eines
stationären Rehabilitationsverfahrens randomisiert entweder einer Gruppe mit Musik und Entspannungsanleitung + einer standardisierten physikalischen Therapie oder einer zweiten Gruppe ohne additive Musikanwendung zugeteilt. Die Musiktherapie bestand aus einer speziellen, zur Anwendung bei Schmerzzuständen entwickelten Musik, welche mittels CD + Kopfhörer mindestens 1x täglich über 3 Wochen gehört wurde.
ERGEBNISSE
Es zeigte sich, dass das globale Schmerzempfinden, ermittelt mit Hilfe der visuellen Analogskala (VAS), und auch der Druckschmerz an der Wirbelsäule sich unter der Musiktherapie signifikant verbesserte. Auch die subjektive Behinderung, untersucht mit Hilfe des Roland & Morris-Fragebogens für Rückenschmerzen, konnte nur in der Gruppe der Musikanwender deutlicher gebessert werden. Als interessant erwies sich auch die Tatsache, dass die Musiktherapie einen positiven Einfluss auf die Schlafstörungen bei chronischem Kreuzschmerz bewirkte, was eine Analyse des Schlafes mit Hilfe des Pittsburgh Sleep Quality-Index bewies.
SCHLUSSFOLGERUNG:
Die Anwendung ausgewählter Musik als additive, nicht pharmakologische, nebenwirkungsfreie, leicht praktikable, therapeutische Maßnahme bei schmerzhaften chronischen Wirbelsäulensyndromen mit dem Zusatzeffekt einer besseren Schlafqualität ist klar zu befürworten.
WEITERE ZIELE:
Ziel weiterführender Untersuchungen ist sowohl die Suche nach anderen biologischen und psychologischen Änderungen auf Grund der rezeptiven Musiktherapie als auch die Untersuchung der Langzeitwirkung.
Zur Wirkung von Musik bei akuten Schmerzen rund um Operationen:
In diesen Studien unserer Arbeitsgruppe konnten wir zeigen, daß präoperativ verwendete Musiktherapie eine deutliche Verbesserung der postoperativen Schmerzzustände, eine Verbesserung der Schlafqualität und eine Reduktion der Einnahme von Medikamenten hat. Dabei wurden um 54 Prozent weniger Schlafmittel und um 63,6 Prozent weniger Schmerzmittel eingenommen. Auch die Befindlichkeit der Patienten, gemessen mit dem Wohlbefindlichkeits-Index war deutlich verbessert (Bernatzky et al., 2003).
3.1.3. Hallein
"EINFLUSS VON PERIOPERATIV VERWENDETER STANDARDISIERTER MUSIK UND ENTSPANNUNGSANLEITUNG AUF POSTOPERATIVE SCHMERZEN U.A. PARAMETER BEI PATIENTEN MIT CHIRURGISCHEN EINGRIFFEN IM BAUCHRAUM."
Chirurg. Abt. des Krankenhauses Hallein
in Zusammenarbeit mit M. Reschen und K. Miller
(Leitung: Doz. Dr. K. Miller)
Arbeiten, die im Rahmen der Studien um die Frage, wie wirkt "Musik bei Schmerzen" entstanden sind. Diese Arbeiten wurden von der Universität Salzburg und vom Bundesministerium finanziell unterstützt (Projekt Mensch-und-Musik).
ZUSAMMENFASSUNG
In einer perioperativen Studie in Hallein an der chirurgischen Abteilungen (Leitung: Doz. Miller) konnte bei 40 Patienten gezeigt werden, daß in jener Gruppe, die am Tag vor der Operation sowie rund um die Operation Musik und Entspannungsanleitung hörte, die Schmerzhemmende Wirkung deutlich größer war als in der Gruppe ohne standardisierte Musikintervention. Entsprechend diesem Ergebnis sank auch der Verbrauch an Analgetika in der Gruppe mit Musik um 54 % (p<0,05). Die Schlafqualität war in der Gruppe I ebenso signifikant besser als in der Kontrollgruppe. Auch hinsichtlich Schlaf war der Verbrauch an Schlafmittel um 63,6 % (p<0,01) deutlich niedriger. Dabei war das Wohlbefinden deutlich größer (p<0,05) (Miller, Bernatzky et al. 2002). In dieser Studie konnte eine Einsparung von ca. 1.000 Euro pro Patient/Jahr gezeigt werden. Diese Summe ergibt sich allein aus der hochgerechneten Einsparung an Pharmaka, die weniger gegeben werden müssen. Eine amerikanische Studie konnte zeigen, dass bei Neu/Frühgeborenen Kinder ein Einsparungspotential von ca. 3.5 Mill. US Dollars (ca. 1.000 – 2000 US Dollars pro Tag) gegeben ist, wenn diese Frühgeborenen mit Musik behandelt werden (Schwartz, 1997). Dabei konnte gezeigt werden, daß das neuronale Wachstum stimuliert wird und dadurch der Schädeldurchmesser rascher zunimmt als bei jenen Kindern, die keine Musik gehört haben (Fred J., 2002). Die Kinder in der Musikgruppe konnte im Durchschnitt um 3-5 Tage früher das Krankenhaus verlassen. Damit war eine Kostenersparnis von 2.000 – 9.000 US Dollars gegeben.
FRAGESTELLUNG
Bei chirurgischen Eingriffen entstehen durch verschiedene Prozesse postoperative Schmerzen. Daran beteiligt sind auch Ängste und Verspannungen. Schmerz und Herabsetzung der Schlafqualität mindern das Wohlbefinden und verzögern den Genesungsprozess. Ziel der Studie ist es, den Effekt einer standardisierten Musik in Kombination mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung prä- und postoperativ zu evaluieren.
METHODE
Bei adipositaschirurgischen Eingriffen erfolgte die Untersuchung anhand einer prospektiv randomisierten Studie an zwei Patientengruppen. Beide waren in ihren demographischen Werten nicht voneinander unterschiedlich (n=40). Zur Musikintervention wurde eine für Schmerzpatienten angefertigte CD verwendet (Entspannung bei Schmerzen, Mentalis-Verlag, G.Bernatzky, F. Wendtner, F. Kovar). Gruppe A: 30 min. Entspannungsprogramm mit dieser gen. stand. CD am Vorabend der Operation. Der Patient wurde mit laufendem Musik-und Entspannungsprogramm in den OP-saal gebracht. Während der OP lief das Programm ebenso, wie auf Wunsch des Patienten nach der OP. Gruppe B: Kontrollgruppe mit hauseigenem Musikprogramm ohne Entspannungsanleitugn nach Wunsch, jedoch während der Operation keine Musik. Beurteilt wurde der Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI), die visuelle Analogskala (VAS, 0-10) zur Schmerzbeurteilung, der Wohlbefindlichkeitsindex von 1-5, postoperative Pflegestufen, der Analgetikaverbrauch sowie der Schlafmittelverbrauch.
ERGEBNISSE
Beide Gruppen sind hinsichtlich des präoperativen Body Mass Index, des PSQI sowie des Wohlbefindlichkeitsindex vergleichbar. Der PSQI war bei der Gruppe A signifikant besser im Vergleich zur Gruppe B. Der Analgetikaverbrauch war bei Gruppe A ebenso geringer, wie der Verbrauch and Barbituraten. In Gruppe A wurden keine postoperativen Psychopharmaka oder Schlafmittel verabreicht, während in Gruppe B bei drei von zehn Patienten postoperativ Schlafmittel verlangt wurden. Bei der VAS gab Gruppe A geringere Schmerzbeurteilung an. In der Wohlbefindlichkeitsskala war Gruppe A signifikant besser als Gruppe B.
SCHLUSSFOLGERUNGEN
Eine standardisierte perioperative Musik- und Entspannungsanleitung stellt einen effektiven, kostengünstigen Beitrag zur Gesundheitsförderung dar.
Im Wesentlichen konnte in den beiden anderen Studien rund um die Evaluierung der postoperativen Schmerzen das Ergebnis dieser Halleiner Studie bestätigt werden:
Einerseits war die Schlafqualität bei jenen Patienten, die die Entspannungs-CD gehört hatten, deutlich verbessert und die Schlafmittel deutlich erniedrigt, andererseits war in den Experimentalgruppen die Schmerzwahrnehmung deutlich niedriger als in jenen Gruppen, die eine herkömmliche Schmerztherapie erhalten.
Weitere Ergebnisse um die Frage, ob postoperativ verwendete Musik für verschiedene Aspekte der postoperativen Befindlichkeit eine Rolle spielt, wurden einerseits in OBERNDORF (Krankenhaus unter Leitung von Prim. Doz. Dr. U. Dorn und Dr. H. Berka) und andererseits in SALZBURG (St. Johannsspital, in Zusammenarbiet mit Dr. C. Meco und Doz. Dr. G. Oberascher und) in Studien, die einerseits die Operation Knieendoprothese (Oberndorf) und andererseits die Operation Tonsillektomie (Salzburg) zum Inhalt hatten, erzielt. Diese Ergebnisse sind in der vorliegenden Übersicht zusammengefasst und werden für Publikationen vorbereitet.
Ebenso wird noch eine Zusatzauswertung hinsichtlich eventueller Geschlechtsunterschiede durchgeführt.
3.1.4. Oberndorf
"EINFLUSS VON POSTOPERATIV VERWENDETER STANDARDISIERTER MUSIK UND ENTSPANNUNGSANLEITUNG AUF POSTOPERATIVE SCHMERZEN U.A. PARAMETER BEI PATIENTEN MIT ORTHOPÄDISCHEN OPERATIONEN BEI EINER KNIEENDOPROTHESE."
Orthopädische Abteilung des Salzburger St. Johann-Landeskrankenhauses
Univ.-Doz. Prim. Dr. U. Dorn und Dr. H. Berka
Bei Operationen stellt der postoperativ zu erwartende Schmerz einerseits eine große Belastung für die Patienten dar, andererseits sind dadurch höhere Kosten und u.U. längere Krankenhausaufenthalte der Fall. Schmerz ist immer subjektiv und wird individuell unterschiedlich erlebt. Schlafdefizit und andere Psychische Faktoren, wie Hilflosigkeit, Angst, Depression usw. steigern die Wirkung von Schmerz als physiologischen Stressor und haben Einfluss auf die Schmerzstärke. Die Selbstwirksamkeitserwartung ist in diesem Zusammenhang als Moderatorvariable anzusehen. Musik in Kombination mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung kann über den Einfluss auf affektive, kognitive und sensorische Vorgänge eine maßgebliche schmerzhemmende Wirkung entfalten.
METHODE
In einer randomisierten, prospektiven Studie wurden Patienten (n=34 männlich und weiblich), die sich einer Knieendoprothese-Operation unterzogen in die Studie aufgenommen und einer der zwei Gruppen zugeteilt. Die demographischen Daten beider Gruppen waren statistisch nicht unterschiedlich. Beide Gruppen erhielten dieselbe standardisierte OP-Methode mit entspr. Narkoseführung und postoperativ dieselbe Schmerztherapie und zur Wiedergenesung dieselbe Anleitung zur Physiotherapie. Einzig die Gruppe 1 erhielt über Kopfhörer täglich zwei Mal (vormittag und abend) eine standardisierte Musik (Musik zur Entspannung und Schmerzhemmung, Mentalis Verlag). Diese CD wurde in unserer Arbeitsgruppe entwickelt und in anderen Studien erfolgreich getestet (s. andere Publikationen).
HYPOTHESE
Patienten mit hoher Selbstkontrollüberzeugung haben postoperativ weniger Schmerzen, verbrauchen weniger Analgetika, haben eine geringere Cortisolkonzentration im Speichel und geringere Scores an Angst- und Depressionswerten als Patienten mit geringer Selbstüberzeugung. Musik, verbunden mit einer Entspannungsanleitung reduziert Schmerzen, den Verbrauch an Analgetika, die Cortisolkonzentration im Speichel, Angst und Depression. Es ist zu erwarten, daß die Patienten der Kontrollgruppe einen höheren Schmerzscore, einen höheren Verbrauch an Analgetika, eine höhere Cortisolkonzentration im Speichel, sowie höhere Angst- und Depressionswerte als die Patienten der Experimentalgruppe haben. Musik und Entspannungsanleitung tragen zu einer deutlichen Verbesserung der Schmerzempfindung bei. Mit dieser Studie soll auch gezeigt werden, für welche Patienten Musik als adjuvante Therapieform gut geeignet ist.
ERGEBNISSE
Die statistischen Analysen ergeben einen deutlichen Hinweis dafür, dass sich durch die Anwendung von Musik als Therapie das Ausmass der "sozialen Externalität" der Patienten (N=14) vom prä- zum postoperativen Befinden erheblich reduziert. Dies bedeutet, dass postoperativ die Bereitschaft steigt, aus Eigeninitiative heraus den eigenen körperlichen Zustand zu beeinflussen, die Bereitschaft zur Befolgung ärztlicher Anweisungen bleibt jedoch bestehen.
Der gegenteilige Effekt zeigt sich in der Kontrollgruppe (N=12) – bei diesen Patienten kam keine rezeptive Musiktherapie zur Anwendung.
In beiden Gruppen (N=18/16) ergibt sich bezüglich der Schlafqualität gemessen vom präoperativen bis zum zweiten postoperativen Tag eine statistisch signifikante kontinuierliche Verbesserung, die in der Gruppe mit Musikapplikation deutlich ausgeprägter ist als in der Kontrollgruppe.
SCHLUSSFOLGERUNG
Eine standardisierte postoperativ angewendete Musik- und Entspannungsanleitung stellt einen effektiven, kostengünstigen Beitrag zur Gesundheitsförderung dar. Eine standardisierte Musik sollte in die postoperative Schmerztherapie als interdisziplinäre Behandlungsstrategie mitaufgenommen werden. Die Schlafqualität wird durch verbesserte Entspannung bzw. Abbau von Ängsten deutlich verbessert, was eine verändert Schmerzwahrnehmung zur Folge hat.
3.1.5. Salzburg
"EINFLUSS VON POSTOPERATIV VERWENDETER STANDARDISIERTER MUSIK UND ENTSPANNUNGSANLEITUNG AUF POSTOPERATIVE SCHMERZEN U.A. PARAMETER BEI PATIENTEN MIT EINER TONSILLEKTOMIEOPERATION."
Hals-Nasen-Ohrenabteilung des Salzburger St. Johann-Spitales
Dr. C. Meco, Univ.-Doz. Dr. G. Oberascher
(Leitung d. HNO-Abt.: Prof. Prim. Dr. K. Albegger)
in Zusammenarbeit mit Dr. H. Schuckall, Schmerzambulanz
des St. Johanns-Spitals (Leitung: Prof. Dr. Pauser)
Bei Operationen stellt der postoperativ zu erwartende Schmerz einerseits eine große Belastung für die Patienten dar, andererseits sind dadurch höhere Kosten und u.U. längere Krankenhausaufenthalte der Fall. Schmerz ist immer subjektiv und wird individuell unterschiedlich erlebt. Psychische Faktoren, wie Hilflosigkeit, Angst, Depression usw. steigern die Wirkung von Schmerz als physiologischen Stressor und haben Einfluss auf die Schmerzstärke. Die Selbstwirksamkeitserwartung ist in diesem Zusammenhang als Moderatorvariable anzusehen. Musik in Kombination mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung können über den Einfluss auf affektive, kognitive und sensorische Vorgänge eine maßgebliche schmerzhemmende Wirkung entfalten.
METHODE
In einer randomisierten, prospektiven Studie wurden Patienten (n=51 männlich und weiblich), die sich einer Tonsillektomie-Operation unterzogen in die Studie aufgenommen und einer der drei Gruppen zugeteilt. Die demographischen Daten der drei Gruppen waren statistisch nicht unterschiedlich. Alle Gruppen erhielten dieselbe standardisierte OP-Methode mit entspr. Narkoseführung und postoperativ dieselbe Schmerztherapie: Gruppe 1 erhielt neben der Einnahme von Medikamenten zusätzlich die Möglichkeit über Kopfhörer täglich zwei Mal (vormittag und abend) eine standardisierte Musik (Musik zur Entspannung und Schmerzhemmung, Mentalis Verlag) zu hören. Diese CD wurde in unserer Arbeitsgruppe entwickelt und in anderen Studien erfolgreich getestet (s. andere Publikationen).
Gruppe 2 erhielt über eine PCA Anagetika nach individueller Abrufdosierung ohne zusätzlicher Musikintervention.
Gruppe 3 erhielt dieselbe Therapiestrategie wie Gruppe 2, allerdings hatte auch sie die Möglichkeit, über Kopfhörer täglich zwei Mal (vormittag und abend) eine standardisierte Musik (Musik zur Entspannung und Schmerzhemmung, Mentalis Verlag) zu hören.
HYPOTHESE
Patienten mit hoher Selbstkontrollüberzeugung haben postoperativ weniger Schmerzen, verbrauchen weniger Analgetika, haben eine geringere Cortisolkonzentration im Speichel und geringere Scores an Angst- und Depressionswerten als Patienten mit geringer Selbstüberzeugung. Musik, verbunden mit einer Entspannungsanleitung reduziert Schmerzen, den Verbrauch an Analgetika, die Cortisolkonzentration im Speichel, Angst und Depression. Es ist zu erwarten, daß die Patienten der Kontrollgruppe einen höheren Schmerzscore, einen höheren Verbrauch an Analgetika, eine höhere Cortisolkonzentration im Speichel, sowie höhere Angst- und Depressionswerte als die Patienten der Experimentalgruppe haben. Musik und Entspannungsanleitung tragen zu einer deutlichen Verbesserung der Schmerzempfindung bei. Mit dieser Studie soll auch gezeigt werden, für welche Patienten Musik als adjuvante Therapieform gut geeignet ist.
ERGEBNISSE
Die Daten wurden getrennt für 3 Gruppen (Gr.1=Medikation und Musikapplikation, N=15, Gr. 2=patientenkontrollierte Analgesie, N=20 und Gr.3=PCA und Musikapplikation, N=16) sowie getrennt für den präoperativen Operationstag, Operationstag und dem zweiten postoperativen Tag statistisch analysiert.
Dabei ergeben sich signifikante Unterschiede zwischen den drei Gruppen bzgl. der Variablen generelle Schlafqualität, subjektive Schlafqualität, Schlafeffizienz und Schlafstörungen. Durch Medikation in Verbindung mit Musikapplikation (Gruppe 1) konnte die deutlichste Verbesserung bei allen vier Variablen in Bezug auf Schlafqualität (im Vergleich zu den beiden anderen Kollektiven) nachgewiesen werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in der Gruppe 1 im Gegensatz zu Gruppe 2 und 3 die Schlafmittelmedikation auf 0% gesunken ist, die Schmerzmittelmedikation zwar leicht aber statistisch nicht signifikant erhöht war.
SCHLUSSFOLGERUNG
Eine standardisierte postoperativ angewendete Musik- und Entspannungsanleitung stellt einen effektiven, kostengünstigen Beitrag zur Gesundheitsförderung dar. Eine standardisierte Musik sollte in die postoperative Behandlung bei Schlafstörungen mitaufgenommen werden. Da Schlaf ein wesentlicher Aspekt der Beeinflussung der Schmerzwahrnehmung und auch der Regeneration nach Operationen darstellt, kommt dieser schlaffördernden Wirkung der von uns verwendeten standardisierten Musik große Bedeutung zu. Die entspannende Wirkung und Abbau von Ängsten sind wesentlich Kriterien dabei.
Gleichzeitig soll darauf hingewiesen werden, dass es sich bei den Schmerzen rund um Tonsillektomie-Operationen um sehr starke Formen (bis zu 8 der auf der 10 teiligen VAS-Skala) handelt. Eine Verwendung der doch relativ teuren PCA scheint auf Grund der vorliegenden Ergebnisse für Tonsillektomie-Patienten nicht sinnvoll.
ZUSAMMENFASSUNG
Unsere Studien zeigen, daß Musik, die mit einer Entspannungsanleitung kombiniert ist, ein geeignetes Interventionsverfahren für Therapien im Rahmen von Rehabilitationsverfahren darstellt: Durch die Verwendung von Musik und Entspannungsanleitung konnten hochsignifikant Schmerzen reduziert und begleitende negative Emotionen und Kognitionen verbessert werden. Die Effizienz der im Rahmen einer Kur üblichen Therapieverfahren wurde signifikant verbessert. Diese Form der Therapie genießt eine hohe Patientenmitarbeit und hat keine Nebenwirkungen. Aufgrund dieser Ergebnisse kann davon ausgegangen werden, daß Musik, die gemeinsam mit einer Entspannungsanleitung dargeboten wird, positive Effekte auf die Schmerzempfindung und die psychische Situation der Patienten bewirkt.
So ist dieses Ergebnis ein weiterer Beleg dafür, daß adäquate Interventionen, die über die Psyche zur Wirkungsentfaltung kommen, geeignete Therapeutika in der Schmerzbehandlung sind und einen positiven Einfluß auf die Lebensqualität der Patienten erbringen können. Da Schmerztherapie bereits im Wartesaal beginnt, bietet es sich förmlich an, daß Schmerzpatienten durch entsprechend richtig selektierte (angepaßte) Musik sich besser entspannen können und dadurch weniger Streß bei der ärztlichen Untersuchung zeigen.
4.1. Stress
Mittels Entspannungsanleitung, in Verbindung mit Musik, können bei Streß, Angst oder depressiver Symptomatik mindernde Effekte erzielt werden. Besonders stark ist der psychophysiologische Streß meistens vor oder während der Entbindung bei Frauen. Schon aus dem 17. Jahrhundert sind Bemühungen bekannt, mit Hilfe von Musik den Gebärenden die Zeit kurz vor der Entbindung zu erleichtern. Heute wird in vielen Geburtsstationen vom Angebot einer entsprechenden anxiolytischen Musik Gebrauch gemacht. Die ablenkende und entspannende Wirkung von Klavier und Gitarrenmusik wird ebenso gern angenommen wie leichte Schlager. Die Arbeitsgruppe um die deutschen Ärzte Spintge und Droh hat bei jenen Frauen, die Musik gehört haben, eine verminderte Ausschüttung von Plasma-ACTH und Plasma-Beta-Endorphin gemessen. Ebenso wurde gezeigt, daß nach einer Periduralkatheter-Applikation der Blutdruckanstieg signifikant geringer war als in der Kontrollgruppe. Zusätzlich führt Musik im Kreißsaal zu einer Verbesserung der gesamten Atmosphäre.
In einer Studie von Guzzetta (1989) wurde untersucht, ob es bei Patienten mit Myokardinfarkt nach deren Einlieferung in die Intensivstation möglich war, durch Entspannung und Musiktherapie einen Stressabbau herbeizuführen. 80 Patienten wurden in randomisierter Reihenfolge drei Gruppen zugeteilt: Entspannungsgruppe, Musiktherapiegruppe und Kontrollgruppe. Als Musik wurde beruhigende klassische Musik, beruhigende Popmusik und nicht-traditionelle Musik verwendet. Dabei zeigte sich, dass ein Absenken der Spitzenwerte in der Herzfrequenz und ein Anheben der peripheren Temperaturen bei den Patienten der Entspannungs- und Musiktherapiegruppe eher gelang als bei den Patienten der Kontrollgruppe. Sowohl Entspannungsmethoden als auch die Musiktherapie waren wirksame Strategien für den Streßabbau bei diesen Patienten. Es konnte auch klar gezeigt werden, daß das Hören von Musik viel wirksamer war als bloße Entspannung ohne Musik. Vielmehr konnten sogar die Spitzenwerte in der Herzfrequenz unter dem Einfluß von Musik nach einer Reihe von Sitzungen gesenkt werden.
In einer Studie an der Charité-Universitätsklinik Berlin wurde erneut bewiesen, daß Musik Streß und Angst vermindern kann und zur Entspannung unter körperlicher Belastung beiträgt. Dabei zeigte sich, daß die Patienten (n=15) von der Musikintervention hinsichtlich einer geringeren Besorgtheit und Ängstlichkeit sowie niedrigeren Beta-Endorphinkonzentration und einem niedrigeren systolischen Blutdruck trotz körperlicher Aktivität profitiert haben (Vollert et al., 2003).
Im Rahmen verschiedener psychotherapeutischer Interventionsverfahren lassen sich unter anderem über Gespräche, Entspannung oder Imagination streßhemmende Effekte erzielen. Musik hat dabei häufig eine unterstützende Wirkung. Zu dieser Fragestellung bearbeitet unsere Arbeitsgruppe gegenwärtig in Zusammenarbeit mit der III. Med. der Salzburger Landeskrankenanstalten, (H. Hausmaninger und F. Wendtner) eine Studie über die kurz- und langfristige Wirkung einer rezeptiven Musiktherapie bei Patienten mit Mammakarzinom, die sich einer Chemotherapie unterziehen.
4.2. Atmung
In einigen Arbeiten wurde insbesondere die Wirkung der Musik auf die Atmung beachtet (Fried, 1990). Dabei wurde die Einbindung von Musik in das Atem- und Entspannungstraining untersucht. Es zeigte sich, daß eine positive körperliche Auswirkung des Atemtrainings eine Vergrößerung des Atemvolumens ergibt. Ängstliche Patienten zeigten allerdings eine typische, relativ flache, schnelle Brustatmung und tendierten zur Hyperventilation. Musik hat auf manche dieser Menschen einen paradoxen Einfluß: Obwohl diese Patienten die Musik als beruhigend, entspannend und tröstlich empfanden, zeigten die physiologischen Messungen gegenteilige Werte.
Musik und Atmung spielen auch eine bedeutungsvolle Rolle bei der gezielten Veränderung von Bewußtseinszuständen. Dies wird zum Beispiel in der Krankenpflege bewußt ausgenutzt, indem die angsthemmende Wirkung der Musik in Verbindung mit Massage und Atemtechnik kombiniert wird (Lehrer et al., 1994). Damit lassen sich deutlich verbesserte Erfolge bei verschiedenen Krankheiten, vor allem bei jenen, die mit starken Schmerzen verbunden sind, erzielen.
Um den Effekt von Musik direkt auf Gehirnströme (EEG) zu zeigen, hat der amerikanische Psychobiologe Jaak Panksepp (1998) Versuche mit verschiedener Musik bei gesunden Probanden durchgeführt: Panksepp konnte dabei zeigen, daß Musik, die als fröhlich eingeschätzt wird, eine Entspannungswirkung auf die Hirnaktivität ausübt, während düstere, mit Trauer assoziierte Musik im Hirn Erregung erzeugt. Als Erklärung dafür nimmt Panksepp an, daß sich das Gehirn in traurigen Situationen deutlich aktiver auf eventuelle Umgebungsstörungen einstellen muß als bei fröhlicher Stimmung. In Zusammenarbeit mit diesem Autor befassen wir uns auch mit der tiefen emotionellen Wirkung der Musik, wenn es in bestimmten Stellen des Körpers (zum Beispiel über den Rücken) rieselt („Hautorgasmus“). Dabei waren Frauen für diese Gefühlsreaktion empfänglicher als Männer. Frauen beschrieben sie als Kälteschauder und Männer als eher elektrisierende Erregung. Primär waren traurige Melodien wirksamer.
Als Erklärung für die Wirkung von Musik gibt es bisher einige Ansätze, die allerdings noch zu wenig Rücksicht auf die wirkspezifischen Strukturen nehmen: Allgemein geht man davon aus, daß über eine Stimulierung des limbischen Systems eine Veränderung der Stimmung eintritt. Dadurch wird die Schmerzverarbeitung gehemmt, eine Entspannung der Muskulatur ist die Folge. Weitere Erklärungen liegen in molekularen Wirkmechanismen: Musik kann die Ausschüttung verschiedener biogener Amine (Transmitterstoffe) stimulieren. In einer tierexperimentellen Studie in Zusammenarbeit mit Jaak Panksepp (Bowling Green, USA) haben wir festgestellt, daß im Hirn von Hühnerküken nach mehrtägigem Spielen von Musik neben anderen Transmitterstoffen das Dopamin um 200 % erhöht war. Dieses Dopamin spielt bei der Parkinsonschen Krankheit eine große Rolle. Da Dopamin bei der Parkinsonschen Krankheit unterdurchschnittlich ist, kann Musik zur Verbesserung der Bewegungskoordination führen. Diese Beobachtungen waren für uns Grund für den Beginn einer Studie an Parkinsonpatienten, wo wir eine rhythmisch akzentuierte Musik auf deren Krankeitsverlauf untersuchten. Die Ergebnisse zeigen, daß die Parkinsonpatienten (n=11) nach dem Hören der in der Studie vorgegebenen stark stimulierenden Trommelmusik eine bessere Feinmotorik in Arm und Finger aufweisen als in Tests ohne diese Trommelmusik. Dabei zeigte sich, daß die Beweglichkeit stärker beeinflußt war als die Geschwindigkeit. Dieselbe Musik löst bei gesunden Probanden keine Wirkung aus (Bernatzky, 2004). Dies zeigt erneut den Einfluß von Musik auf die Lebensqualität von Patienten.
Die Frage nach der richtigen Musik wird immer wieder gestellt: Wie hört sich therapeutische Musik an, welche Stücke sind geeignet und so weiter. Folgende Empfehlungen werden immer wieder vorgestellt: Um Entspannung zu erzielen, sollte sich die entsprechende Musik am Herzschlag (60-70 Schläge pro Minute sind optimal) und an der Atmung orientieren. Entspannende Musik kann ruhig und harmonisch sein, mit leichten, fließenden Melodien. Gefühle wie innere Ruhe, Entspannung und Zufriedenheit sollen sich einstellen. Dazu eignen sich die langsamen Sätze der klassischen Musik (Andante, Adagio, Largo) am besten. Die Dauer der Stücke sollte zwischen drei und zwölf Minuten liegen. Von den klassischen Instrumenten sollen Oboe, Klavier, Cello, Violine, Klarinette und Orgel besonders geeignet sein. Einfache Strukturen, geringe melodische Kontraste, gleichmäßige Dynamik, einfache Harmonik und Rhythmik eignen sich besonders.
Neben der klassischen Musik kann aber auch die Lieblingsmusik des einzelnen verwendet werden, Musik anderer Völker oder ausgesuchte New Age und Meditationsmusik sind ebenso möglich (Internationale Gesellschaft für Musik in der Medizin [ISMM], Dr. Roland Droh & Ralph Spintge, Direktoren, Paumannshöher Straße 17, 58515 Lüdenscheid) (Spintge und Droh, 1992).
In vielen Fällen haben die Patienten allerdings zu wenig Auswahlmöglichkeiten, um die für sie passende Musik zu finden. Auch fehlt es oftmals an Kenntnis, welche gewählte Musik für die jeweilige Krankheit die Richtige ist.
Nicht immer bringt die gewählte Musik auf Grund von negativen Assoziationen den gewünschten Effekt. In unserer Arbeitsgruppe befassen wir uns daher mit der eingangs erwähnten neu komponierten Musik, die an zahlreichen Patienten getestet wird (siehe CD "Musik und Entspannungsanleitung für mehr Lebensqualität bei Krankheit, Schlafproblemen und vegetativen Störungen" (Best.Nr. 20602; ISBN 3-932239-95-4; Mentalis Verlag Essen).
Unklar und zu wenig wissenschaftlich bewiesen ist allerdings, in wieweit Musik als einzigartiges – durch andere Kunsttherapieformen nicht ersetzbares – Therapeutikum krankheitsvorbeugend wirken kann – und damit auch beweisbare Langzeiteffekte zeigt.
Für zukünftige Forschungen ist es nicht nur wünschenswert, Indikationen und Kontraindikationen von Musik wissenschaftlich zu untermauern und Langzeiteffekte der Musik zu untersuchen, sondern auch, daß Musik im Alltag parallel zu den üblichen Therapieformen unterstützend und alternierend miteingeführt wird. Wenn es gelingt, im einzelnen die Lebensqualität von Patienten und rückwirkend auch die der Ärzte zu verbessern, dann ist vieles erreicht.
Musik als "Medikament", gewissermaßen als "Musikament" einzusetzen, ist wünschenswert und eine gute Idee, bedarf aber noch vieler Forschungsstudien, um dieses Therapeutikum ebenso zu positionieren wie Pharmaka. Musik kann dennoch jederzeit und sollte auch gezielt als adjuvantes Therapeutikum eingesetzt werden.
Bedenkt man, daß viele Krankheiten langfristig gesehen durch verstärkten Streß, Ängste, Schmerzen und andere psychische Störungen entstehen können, so hat Musik – rechtzeitig verwendet – durchaus eine prophylaktische, also krankheitsvorbeugende Wirkung.
Ein 1-2 mal tägliches Hören einer standardisierten Musik mit Entspannungsanleitung unterstützt und fördert gängige Therapieverfahren in der täglichen Routine der interdisziplinären Schmerztherapie und verstärkt den Behandlungserfolg eines multifaktoriellen Therapieprogrammes um bis zu mehr als 40 %. Standardisierte Musik stellt damit eine ideale Möglichkeit einer adjuvanten Zusatztherapieform im Sinne einer ganzheitlichen Schmerztherapie dar. Ziele weiterer Studien ist die Erarbeitung und Darstellung wissenschaftlich gesicherter Wege, auf welche Weise Musik in der Therapie und im Rahmen neuer Bildungskonzepte wirksam werden kann.
Aber im Gegensatz zur medikamentösen Therapie existieren in der Therapie mit Musik kaum verbindliche Richtlinien. Völlig unerforscht ist die Langzeitwirkung der Musik. Zur Zeit wird daher in mehreren Forschungsstätten intensiv daran gearbeitet, die zwischen unterschiedlicher Musik und den psycho-physiologischen Reaktionen verschiedener Menschen bestehenden Zusammenhänge wissenschaftlich exakt zu evaluieren (z.B. in der eigenen Arbeitsgruppe in Salzburg: www.mensch-und-musik.at). Musik als "Medikament", gewissermaßen als "Musikament" einzusetzen, wäre wünschenswert. Es bedarf aber noch vieler Forschungsstudien, um dieses Therapeutikum gleich zu positionieren wie die Pharmaka. Nach wie vor fehlen Studien, die die Indikation bzw. Kontraindikation von Musik eingrenzen und die Langzeitwirkung dokumentieren. Auch fehlen Untersuchungen über den langfristigen Adaptationseffekt von Musik. Musik kann aber dennoch jederzeit – vor allem zur Verbesserung der Lebensqualität - als adjuvantes Therapeutikum eingesetzt werden. Weitere Forschungsarbeiten zur Verwendung von Musik in der Schmerztherapie sind unbedingt notwendig!
Zweifelsohne ist Musik ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität!
- Aldridge, D. (edt.) (1999): Music Therapy in Palliative Care, New Voices, Jessica Kingsley Publishers, London and Philadelphia, 173 Seiten
- Bailey, L. (1983): The use of live music versus tape-recorded music on hospitalised cancer patients. Music Therapy 3, 1, 17-28
- Bailey, L. (1984): The use of songs with cancer patients and their families. Music Therapy 4, 1, 5-17
- Bailey, L. (1985): Music's soothing charms. American Journal of Nursing 85, 11, 1280
- Bernatzky, G. , Likar R. and Wendtner F. (1999): Music and Relaxation for the treatment of chronic pain. 29. Annual Meeting of the Society for Neuroscience, Miami Beach, Florida, Oct. 23-28, 1999, Abstractband Part 1, Vol. 25, Page 144, Nr. 60.9
- Bernatzky, G., Kullich, W., Hesse, H.-P., Miller, K., Reschen, M., Likar, R. (2003): Rezeptive Musiktherapie bei akuten und chronischen Schmerzen., 11. Jahrestagung d. Österr. Schmerzgesellschaft, Salzburg, Juni 2003, Der Schmerz
- Bernatzky G., P. Bernatzky, H.-P. Hesse., W. Staffen u. G. Ladurner (2004): Stimulating music increases motor coordination in patients afflicted with Morbus Parkinson. Neuroscience Letters, 361, 1-3, 4-8 Delhey, M. (1997): Musiktherapie, S 916-922, in Lehrbuch der Palliativmedizin,
Aulbert Eberhard und Zech Detlev, Schattauer Verlag, 1043 Seiten,
- Fried, R. (1990): Integrating music in breathing training and relaxation. I. Background, rationale, and relevant elements. Biofeedback and Self-Regulation, 15, 161-169
- Gembris, Heiner (2002): Wirkungen von Musik – Musikpsychologische Forschungsergebnisse.
In: Gabriele Hofmann, Claudia Trübsbach (Hrsg.),
Mensch und Musik: Diskussionsbeiträge im Schnittpunkt von Musik, Medizin, Physiologie und Psychologie, S. 9-27. Augsburg: Wißner.
- Godley, C. (1987): The use of music therapy in pain clinics.
Music Therapy Perspectives, 4, 24-27
- Guzzetta, C. (1989): Effects of relaxation and music therapy on patients in a coronary care unit with presumptive acute myocardial infarction. Heart and Lung, 18, 609-616
- Harrer, G. & Harrer, H. (1977): Music, emotion and autonomic arousal. In: Critchley, M. & Henson, R. A. (eds.): Music and the Brain. Springfield, IL: Charles C. Thomas, 202-216
- Harrer, G. (1990): Wo Musik zur Musik wird. Münchner Medizinische Wochenschrift, 132, 117-120
- Hesse, Horst-Peter (2003): Musik und Emotion - Biologische Grundlagen des Musik-Erlebens. Wien, New York: Springer.