Schmerzbilder nach Alphabet

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Schaufensterkrankheit

Claudicatio intermittens

ist das Leitsymptom der fortgeschrittenen (ab Stadium II nach Fontaine) peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK).

Klinisches Bild

– Ziehende oder krampfartige Schmerzen im Bereich der Beine, welche während einer Belastung (Gehen) auftreten, den Patienten zum Stehenbleiben zwingen, in Ruhe nachlassen und durch die pAVK verursacht werden.
– Nach einer kurzen Ruhepause kann der Patient etwa die gleiche Strecke zurücklegen, bis er durch die Schmerzen gestoppt wird.
– Eine Sonderform stellt die Hüftclaudicatio dar. Dabei treten die Beschwerden im Bereich der Hüfte auf. Ursache dafür sind Beckengefässverschlüsse, vor allem schlecht kollateralisierte Verschlüsse der A. iliaca interna.

Ursachen für chronische arterielle Verschlüsse:
– pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit)
– Coarctatio aortae
– Thrombangiitis obliterans (Morbus Winiwarter-Buerger)
– Takayasu`s disease
– Periphere Embolie (kann auch zur akuten Ischämie führen)
– Popliteales Entrapment
– Popliteazysten
– Popliteaaneurysma
– Arterielle Fibrodysplasie
– Pseudoxantoma elasticum
– Primäre Gefäßtumoren
– Schmerzen nur bei Belastung
– Bei Progression der Erkrankung verkürzt sich die Gehstrecke
– Beschwerden verstärken sich durch Bergaufgehen
CAVE: Die periphere arterielle Verschlusskrankheit ist oft kombiniert mit KHK (Angina pectoris) oder Arteriosklerose der Carotiden (Schlaganfall).
– Typische Anamnese (Risikofaktoren: Nikotinabusus, Diabetes mellitus, arterielle Hypertension, Hyperlipidämie)

– Klinische Untersuchung (Inspektion, Pulstatus)
– Laufbandergometrie (Standard: 3 km/h, 12% Steigung)

– ABPI (Ankle Brachial Pressure Index, Knöchel Arm Doppler Druck Index) ab < 0.9 pathologisch

– Farbcodierte Douplexsonographie

– Angiographie, MR-Angiographie(ceMRA)

– Chronisches Compartement Syndrom
– Venöse Claudicatio
– Peripherer Nervenschmerz (Nervenwurzel-Kompression)
– Spinale Claudicatio (Rückenmarkskanal Einengung)
– Osteoarthritis
– Piriformis Syndrom (Nervus glutaeus inferior Neuralgie)

Periphere arterielle Verschlusskrankheit im Stadium II a nach Fontaine (Gehstrecke > 200 m) - konservative Therapie:

– Schmerztherapie entsprechend dem WHO Stufenplan der Schmerztherapie
Analgetika, NSAR, Opioide, schwach bzw. stark

– Gehtraining (3 x täglich 3 x die Strecke zurücklegen, bis der Schmerz auftritt. Wichtig ist, dass der Patient bei Auftreten von Schmerzen stehenbleibt. Zusätzlich Zehenstände bis Schmerzen auftreten (3 Wiederholungen , 3 x täglich). Wünschenswert wäre, wenn dieses Training unter professioneller Anleitung im Rahmen einer Gefäß- Sportgruppe durchgeführt wird. Radfahren gilt nicht als Gehtraining

– Thrombozytenaggretationshemmung, Reduktion der koronaren Risikofaktoren

– Schutz vor akralen Läsionen (Kälte, Nässe, Pediküre- Verletzungen)

Periphere arterielle Verschlusskrankheit im Stadium II b nach Fontaine (Gehstrecke < 200 m)
bei Versagen der konservativen Therapie, in Kombination mit der Tatsache, dass der Patient mit seiner Gehstrecke in seinem normalen Leben nicht mehr zurecht kommt (z. B. Bergbauer...):

– Indikation zur operativen oder interventionellen Behandlung (gefäßchirurgischen Operation)

• PTA (percutane transluminale Angioplastie), Dilatation, Stentung
• gefäßchirurgischen Operation


Stadienorientiertes Vorgehen

Arterielle Rekonstruktionen bei PAVK sind eine symptomatische Therapie und lösen das Grundproblem der progressiven Arteriosklerose nicht. Der Auswahl der Therapiemethoden sollte daher ein vernünftiger stadienorientierte Kompromiss zwischen Aufwand, Risiko und Ergebnis sein.

Die Indikation zu endovaskulären oder operativen Eingriffen ist in Abhängigkeit von klinischer Symptomatik, Lokalisation, Nutzen-Risiko-Verhältnis und individuellem Behandlungswunsch des Patienten zu stellen.

In gefäßmedizinischen Zentren kann die Zusammenarbeit zwischen der Gefäßchirurgie, Radiologie und Angiologen zur sinnvollen Aufgabenverteilung führen. Meistens profitiert der Patient von der Kombination von operativen und interventionellen Maßnahmen. Bei einer symptomatischen PAVK soll zuerst der proximalste Verschlussprozess mit dem kleinsten zeitlichen und operativen/interventionellen Aufwand korrigiert werden. Dabei sollen endovaskuläre Techniken den Vorrang gegeben werden, wenn kurz- und langfristig die gleiche symptomatische Verbesserung erzielt werden kann, wie mit einer gefäßchirurgischen Operation.

Primäre Behandlungsoption ist und soll der Versuch der Revaskularisation sein.

Dr. A. Greiner, Dr. G. Fraedrich,
Klin. Abt. für Gefäßchirurgie, Univ.-Klinik f. Chirurgie Innsbruck